Burda kooperiert mit Readly – „Focus“ und „Bunte“ in der Flatrate

Mitten im Übernahmepoker rund um Readly und Bonnier kommt diese News: Burda ist ab sofort mit allen wichtigen Zeitschriften in der Readly-Flatrate dabei. Bislang war dort lediglich „Chip“ im Portfolio, offensichtlich gab es mit der Computerzeitschrift aber positive Erfahrungen, die diese Entscheidung nun legitim gemacht haben. Damit wächst das Readly-Sortiment um satte 39 neue und sehr bekannte Zeitschriftentitel. War das für eine Bedeutung hat, steht hier.

Readly-Abonnenten können also ab sofort auch auf die digitalen Ausgaben von Zeitschriften wie „Bunte“, „Focus“, „Instyle“, „Mein schöner Garten“ oder „Slowly Veggie“ im Rahmen des All-you-can-read-Abonnements zugreifen. „Mit der Erweiterung des Portfolios um Zeitschriften aus dem Burda Verlag kommt Readly einem Wunsch vieler Leser und Leserinnen nach“, heißt es bei dem schwedischen Anbieter. Aber es war wohl auch ein lang gehegter Wunsch von Readly, Burda-Zeitschriften anbieten zu können.

Die Entscheidung dürfte bei Burda nicht ganz unumstritten gewesen sein. Vor allem, das Manöver auch „Bunte“ und „Focus“ dort bereitzustellen, ist einigermaßen überraschend. Den „Spiegel“ und den „Stern“ gibt es bei Readly nämlich nicht. Wohl aber das österreichische Nachrichtenmagazin „Profil“. Der Print-Mann und Burda-Vorstand Philipp Welte aber trägt diesen Deal offensichtlich mit. Und die Meldung passt in eine Zeit großer strategischer Umbrüche nicht nur bei Burda, sondern im gesamten deutschen Zeitschriftensegment. Große Zeitschriften brauchen digitale Lösungen und auch eine größere Reichweite für die Werbekundschaft. Und mit Readly kommt plötzlich eine junge Leserschaft mit dem „Focus“ in Berührung, die das Heft wahrscheinlich nur selten oder nie physisch in Händen gehalten hat.

Axel Springer ist mit seinen Zeitungen und Zeitschriften schon länger bei Readly dabei, ebenso die Bauer Media Group. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die G+J-Titel, respektive die Ex-G+J-Titel. Vor Jahren arbeiteten die Hamburger nach Clap-Infos an einer eigenen digitalen Lösung, um Zeitschriften auf einer Plattform anbieten zu können, die aber nie gekommen ist. Vor kurzem scheiterte die Strategie „One App, all Media“. Also gibt es kein eigenes digitales Angebot aus dieser Richtung bei den Hamburgern.  Kommen „Gala“ und „Stern“ nun auch irgendwann zu Readly? Die frühere Vorstandschefin Julia Jäkel hat das vor Jahren noch abgelehnt, doch die Zeiten haben sich massiv geändert. Auszuschließen ist jetzt nichts mehr.

So oder so ist bei dem Flaterateanbieter nunmehr das Who is Who der Printbranche. Mit dem Burda-Vertrag wird Readly nun noch etwas wertvoller, was insbesondere in dem laufenden Übernahmepoker mit Bonnier von Interesse ist. Bonnier gab in der letzten Woche überraschend bekannt, dass nicht mehr die angestrebten und sehr ambitionierten 90 Prozent, sondern die derzeitig für Bonnier sicher scheinenden rund 66 Prozent Annahmequote ausreichend sind. Ganz durch scheint dieser Deal noch nicht.

Wenn es dennoch mit der Übernahme wie geplant klappen sollte, sollen die nicht-nordischen Geschäfte an den Anbieter Cafeyn weitergereicht werden. Was damit gemeint ist? Dieser Teilbereich des digitalen Zukunftsgeschäfts der deutschen Zeitschriften käme dann in französische Hand. Und im Endeffekt geht es bei der anstehenden Bonnier-Übernahme vor allem um das deutsche Zeitschriftengeschäft, weil es das wichtigste für Readly und das stärkste in Europa ist. Es stehen hier noch spannende Wochen ins Haus. (dh)