TikTok-Checker Katenbrink: „Millionen Views aus dem Nichts“

Achtung, TikTok! Für die Kommunikationsbranche wird der Kanal neben Twitter und LinkedIn zunehmend relevanter. Immer mehr bekannte Macher, Kreative und Entscheider tummeln sich auf der chinesischen Plattform. Clap hat dem Thema im aktuellen Heft deshalb größeren Raum gegeben (Story weiter unten). Anlässlich der viel beachteten Story haben wir ergänzend noch ein Interview mit Malte Katenbrink geführt, der bei TikTok seit einiger Zeit mit seiner speziellen inhaltlichen Idee Millionen Zuschauer erreicht.

Sie sind auf TikTok erfolgreich als „CEO of Lifehacks“. Warum funktioniert dort ausgerechnet ihre selbstironische Herangehensweise? Ist TikTok bisweilen die humorvolle Alternative unter den Social Media-Plattformen?

Katenbrink: Es ist generell sehr ratsam sich auf allen Social Media Plattformen nicht so ernst zu nehmen. Ich muss aber auch sagen, dass das auf TikTok noch einmal mehr belohnt wird (als auf beispielsweise Facebook). TikTok ist eine wunderbare Spielwiese um seine Kreativität freien Lauf zu lassen. Facebook ist auch auf Grund seiner älteren Zielgruppe etwas festgefahrener, dass merkt man auch am Humor und den super vielen negativen Kommentaren. Das bremst natürlich die Kreativität von Creatorn. Aufgeschlossene Menschen sind meistens auch humorvoller und auf den jüngeren und neueren Plattformen tummeln sich aufgeschlossene Menschen einfach eher.

Wenn es um TikTok geht, schreiben viele Qualitätsmedien ja fast ausschließlich über die Datensammelwut des Dienstes. Wie stehen Sie dazu? Versucht man als Content Creator das Thema auszublenden?

Katenbrink: Ausblenden sollte man das auf keinen Fall. Besonders als Content Creator liefert man ja jeden Tag neue Daten die gescannt und verarbeitet werden. Daher ist es umso wichtiger, vor jedem Post genau zu überlegen was man mit der Welt teilen möchte.

Aber es beginnt sich etwas zu verändern. Immerhin gab es ja in der „Zeit“ vor ein paar Wochen eine Titelgeschichte unter der Überschrift „Achtung, TikTok!“. Über die App würden junge Leute alles teilen – von Schminktipps bis zu Suizidabsichten, schrieben die Hamburger. Man solle die App deshalb besser nicht ignorieren. Warum haben Ihrer Meinung nach die Chinesen ein besonderes Konzept, dass weiter an Bedeutung gewinnen wird?

Katenbrink: Die App zu ignorieren wäre fatal, besonders wenn man den Zugang zur Jugend nicht verlieren will. TikTok  hat mit seinem neuen Algorithmus die Social Media Welt komplett auf den Kopf gestellt – weg vom Social Graph hin zum Content Graph. Das hat auch Instagram erkannt und mit den Reels eine gute Kopie vom TikTok-Konzept ins Leben gerufen. Der Algorithmus birgt aber auch ein hohes Suchtpotential und das nicht nur bei Jugendlichen. 

In unserer Clap-Geschichte stellen wir die These auf, dass sich immer mehr Business-People bei TikTok engagiern. Und auch zunehmend erfolgreich sind. Darunter sind auch etliche Leute, die bislang fast ausschließlich LinkedIn genutzt haben. Ist das eine Theorie, die sie teilen können?

Katenbrink: Auf jeden Fall. TikTok ist die Meinungsmacher Plattform. Alle aktuellen Internet-Trends haben Ihren Ursprung auf TikTok. Wer hier nicht mitmacht läuft nur hinterher. Wer am Puls der Zeit bleiben will, kommt an TikTok einfach nicht vorbei!

Threads kam in Rekordzeit auf 100 Millionen User. Wollen Sie sich bald auch bei der neuen Meta-Erfindung anmelden?

Katenbrink: Normalweise bin ich bei jeder neuen Plattform sofort dabei, aber da Threads sehr an Twitter angelehnt ist und mich Twitter nie richtig gecatched hat, fehlt mir etwas die Motivation mich anzumelden. Werde es aber mit Adleraugen beobachten.

Was war eigentlich das überraschendste Erlebnis, dass Sie auf TikTok hatten?

Katenbrink: Mich überrascht immer wieder, dass man aus dem Nichts Millionen Menschen erreichen kann. Dabei ist es komplett egal, wie viele Follower man hat. Als ich zum ersten Mal die Eine-Million-Views-Marke mit einem Video geknackt habe, hatte ich keine 2.000 Follower. Ich habe das bisher schon über 300 mal geschafft und bin jedes mal wieder erneut erstaunt. Um die Relation dabei nicht zu verlieren, stelle ich mir bei jedem Video, welches die 1 Million Views-Marke knackt die Dortmunder Südtribühne vor. Die fast rund 25.000 Menschen. Jeder, der schon mal da war weiß, wie atemberaubend und imposant das aussieht. Und wenn ich mir diese Wand jetzt mal 40(!) vorstelle bekomme ich direkt Gänsehaut!