Weimer über „Business Punk“: „Produkt für Gründer und Tatmenschen“

RTL Deutschland hat die Einstellung einiger Gruner + Jahr-Magazine schnell durchgezogen. Nun läuft auch die angekündigte Abgabe einiger Titel in hoher Geschwindigkeit. In der vergangenen Woche wurde der Verkauf der PM Magazin-Familie an GeraNova Bruckmann bekannt. In dieser Woche gab es die News, dass die Weimer Media Group, geführt von Christiane Goetz-Weimer und Wolfram Weimer, das Wirtschaftsheft „Business Punk“ übernimmt.

Die Spiegel Verlagsgruppe will „Art“ und „11 Freunde“. Auch an „Beef“ soll es Interesse geben. „Salon“ will die Journalistin Anne Petersen, „Landlust“ geht wohl an DMM. Im Verkaufskorb verbleiben somit eigentlich nur noch „Flow“, „Essen und Trinken“ sowie „Living at Home“. Die bisher als Käufer genannten Favoriten wie Klambt, Bauer Media Group oder der Jahreszeiten Verlag gingen bislang leer aus. Was nun die Weimer Media Group mit „Business Punk“ anstellen will, erklärt Wolfram Weimer in einem Exklusiv-Interview.

Jetzt werden, wie bekannt gegeben, einige Ex-G+J-Zeitschriften verkauft. In der vergangenen Woche ging schon die PM-Gruppe an Bruckmann. Mussten Sie sich denn mit vielen Konkurrenten bei der Bewerbung um „Business Punk“ auseinandersetzen? Haben Sie noch Interesse an weiteren Titeln?

Weimer: Wir freuen uns sehr über den neuen Titel und die neuen Kollegen. Business Punk ist eine starke, sympathische Marke und steht für kreativen, jungen, leidenschaftlichen Qualitätsjournalismus. Das Magazin passt perfekt in unser wachsendes Portfolio von Wirtschaftstiteln. Die RTL-Gruppe und Gruner+Jahr haben wir im gesamten Verhandlungsprozess als professionelle wie faire Partner erlebt. Es gab gewiss auch andere Bieter für einen so starken Titel. Wir haben unsererseits auch für weitere Titel geboten, und ja, wir sind grundsätzlich – auch jenseits der G+J-Titel – offen für weitere Übernahmen. Allerdings muss es sich um profitablen Qualitätsjournalismus handeln, gerne crossmedial entwickelt.

„Capital“ hätte wahrscheinlich auch in ihr Portfolio gepasst. Warum passt denn überhaupt „Business Punk“ zu „Börse am Sonntag“?  

Weimer: Business Punk ist ein Leitmedium für die junge Wirtschaftselite, für die Start-Up-Szene, für kreative Innovatoren und Im-Kopf-Jung-Gebliebene-Macher. Die Börse am Sonntag hat eine relativ junge Leserschaft. Die Startup- und die Börsenanleger-Szene sind dabei recht verwandte Milieus. Unser Verlag hat inzwischen die gesamte wirtschaftsaffine Community im Blick. Mit dem Kauf von Business Punk weiten wir unser Medienangebot systematisch aus. Nach der Übernahme von „Markt und Mittelstand“ (vormals FAZ – und heute übrigens in der LAE vor Capital und Brand Eins), dem „Wirtschaftskurier“ (vormals Augsburger Verlagsgruppe) und der „Börse am Sonntag“ sowie „Anlagetrends“ (vormals Finanzpark) und nun Business Punk (von Gruner + Jahr) ist unser Portfolio großer Wirtschaftsmedien breit gefächert. Wir steigen damit auch gegenüber den Werbung treibenden Kunden zu einem Wirtschaftsverlag mit umfassendem Spektrum in Deutschland auf.  

Sie sind in dieser Woche in die Berliner Redaktion gefahren, um sich der Redaktion vorzustellen. Wie ist das denn verlaufen? Sind Sie mit offenen Armen empfangen worden?

Weimer: Wir waren von den Kollegen total überwältigt. Die Mannschaft in Berlin macht nicht nur ein starkes Produkt für Gründer und Tatmenschen. Sie ist herzblut-getrieben von einem positiven Startup-Mindset. Das Team ist jung, clever, kreativ und heiter – und sie haben uns mit offenen Armen und einem Strauß Blumen empfangen – auch weil hier Journalisten mit Journalisten gesprochen haben. Alle Beteiligten sind froh, dass die Monate der Unsicherheit vorbei sind und man nun wieder planen und mit Zuversicht und neuem Elan nach vorne schauen kann. 

Kurz nach der News hinsichtlich des „Business Punk“-Verkaufs meldete sich die Redaktion in den sozialen Medien zu Wort. Unter anderem war die Rede davon, dass das Heft von Anfang an profitabel gewesen sein soll. Stimmt das denn? Und haben Sie vor, die Zeitschrift an irgendeiner Stelle zu verändern?

Weimer: Business Park ist tatsächlich stark im Markt positioniert – und alles andere als ein Verlustbringer. Die Verkaufsmotive von Gruner+Jahr lagen jedenfalls nicht in einer Bilanzschieflage, sondern waren – so wie wir es verstanden haben – strategischer Natur. Auch andere zum Verkauf stehende G+J-Titel sind gut positioniert und profitabel. Wir wollen jedenfalls das positive Momentum von Business Punk stärken und die „Love Brand“ strahlen lassen. Wir denken dabei durchaus in offensiven Kategorien und neuen Zusatzformaten – zum Beispiel im Live-Journalismus.

In der Pressemitteilung wird betont, dass die Vermarktung bei der AdAlliance bleibt. War das eigentlich eine Voraussetzung für den Deal?

Weimer: Für uns war die AdAlliance von vornherein der Wunschpartner in der Vermarktung. Deshalb gab es darüber gar keine Debatten oder Infragestellungen oder Bedingungen. Die Kollegen von AdAlliance sind hochprofessionell und bei diesem Titel auch leidenschaftlich unterwegs. Wir haben das gleiche Interesse: Business Punk als themensetzende Plattform für die junge Wirtschaft weiter zu entwickeln und Kunden nutzbar zu machen.

Wollen Sie sich eigentlich zu 100 Prozent bei der Vermarktung auf die Ad Alliance verlassen? Oder haben Sie vor, den Titel auch zu Teilen selbst zu verkaufen?

Weimer: Unser eigenes Salesteam ist immer aktiv – vor allem im crossmedialen Netzwerk- und Eventgeschäft. Wir haben sehr gute Erfahrungen damit, dass das klassische, strukturierte  Mediageschäft in den Händen erfahrener Profis sich mit kreativen 360-Grad-Ansprachen einzelner Kunden perfekt ergänzen kann. 

Christiane Götz-Weimer und Wolfram Weimer freuen sich ganz offensichtlich über den Erwerb von „Business Punk“. 

Interview: dh

Fotos/Montage: Weimer Media Group, avs