Koch-Kolumne: So sieht echte Transformation aus

Eines der meistbenutzten Worte der letzten Jahre ist Transformation. Es ist eines dieser Worte, die leichtes Unwohlsein verursacht. Denn es besagt, dass sich etwas Schwerwiegendes ändert, aber nicht genau was oder für wen. Das Wort ist schon deshalb unangenehm, weil es durch seine pure Existenz den Eindruck vermittelt, dass alle genau wissen, was gemeint ist – nur man selbst tappt als Einziger noch im Dunkeln.

Transformation so: „Alles verändert sich in Windeseile. Du auch. Du bist ein Teil eines gewaltigen Umbruchs. Dann tue bitte endlich so, als würdest du den Atem der Geschichte auch in deinem Nacken spüren!“

Schaut man um sich, merkt man, dass sie alle recht haben. Tatsächlich, alles verändert sich. Die digitale Welt ändert alles. Unsere alten Medien verändern sich, manche beißen ins mediale Gras. Und Gras wird in einem Atemzug auch legalisiert. Unsere Einkaufsgewohnheiten ändern sich. Die Innenstädte veröden und der Kaufhof an der Ecke macht dicht. Dafür wächst die Zahl prekärer Jobs dank digitaler Plattformen, die jeden Mist vergleichen und dann frei Haus liefern. Energie ist kaum mehr bezahlbar und wir müssen einer Work-/Life-balancierenden Generation erklären, was Inflation ist. Nichts ist mehr, wie es war.

Was wir einst gelernt haben, ist nichts mehr wert. Das Wissen der Menschheit passte früher in 30 Bände kiloschwerer Enzyklopädien. Heute brauchen wir Tage, alleine um die Nutzungsbedingungen von Microsoft, TikTok, Check24 & Co. zu studieren. Alles dreht sich, alles bewegt sich.

Die Menschen sind verängstigt, ob der vielen Wandlungen verschreckt. Homo Sapiens mag keine Veränderungen. Dinge sollen gefälligst bleiben, wie sie sind. Sie kann ich beruhigen. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Lebbe geht weiter.

Es sei denn… es passiert demnächst tatsächlich etwas wirklich Großes in der Branche, etwas Irres und gänzlich Unerwartetes. Etwas, womit niemand rechnen konnte.

Zum Beispiel, dass Thomas Rabe als Europachef zu Meta geht. Wie sich herausstellte, stand er dort schon länger auf der Gehaltsliste. Nachdem er bei RTL/Gruner + Jahr alles kurz und klein schlug, ist er nun zu noch Höherem berufen – an der Seite von Mark, the Zuck. Cringer Move.

Die Gebrüder Weischer übernehmen ProSiebenSat.1, positionieren den Laden um in „Home Sweet Cinema“ und führen lineares Fernsehen unerwartet zur zweiten Blüte. Krass. 

Die Melinda & Bill Gates Foundation übernimmt Meta. Das Ehepaar Gates schmeißt Zuck raus (und Rabe gleich mit) und macht aus Facebook und Instagram Plattformen für das Wohlergehen aller Senioren auf unserem Planeten. Sie benennen den ganzen Meta-Bums um in Mega.

Springer-Erbe Mathias Döpfner stellt Bild und Welt ein. Der Milliardär zieht sich aus dem Mediengeschäft zurück. Es geschehen Zeichen und Wunder. Die Grünen atmen auf – und 81 Prozent der deutschen Wähler mit ihnen. Alles stabil.

Last not least: WPP zieht sich aus dem Werbegeschäft zurück, nachdem auch bei Group M die Renditen in den Keller sanken. Man munkelt, sie arbeiten in England an der Entwicklung digitaler Einkaufskörbe. Nice.

Sehen Sie. Erst wenn das alles passiert, wird es richtig aufregend. Alles andere ist Transformations-Kindergarten.

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