60 Jahre nach der ersten Ausstrahlung: Clap zeigt die „Ur-Mainzelmännchen“

Wochenlang wurde für Clap danach gefahndet und es wurde letztendlich auch gefunden: Das entscheidende Skript der Ur-Mainzelmännchen, oben im Bild zu sehen, das dann als Vorbild für die Veröffentlichung diente. Nach einem Freigabeprozess beim ZDF können wir diese Zeichnung nun erstmals zeigen, sie gilt als erster wesentlicher Meilenstein bei der Einführung der bekannten Figuren, die heute zu den wesentlichen Gesichtern des deutschen Fernsehens gehören. Die Mainzelmännchen feiern in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Wir haben mit Hans-Joachim Strauch, dem langjährigen Geschäftsführer des ZDF-Werbefernsehen, über einige interessante Mainzel-Geschichten gesprochen.

Die Mainzelmännchen wurden seit ihrer Einführung im Jahr 1963 in über unzähligen Werbespots eingesetzt. Davon wurden sicherlich etliche mehrmals gesendet. Können Sie sagen, wie viele unterschiedliche Spots es ungefähr gegeben hat?

Strauch: Seit Einführung der Mainzels – übrigens liefen die ersten Mainzelmännchen-Werbetrenner bereits am zweiten Sendetag des ZDF am 2. April 1963 – wurden knapp 65.000 der sogenannten Inserts produziert. Jährlich kommen rund 1.000 neue Werbetrenner mit den ZDF-Lieblingen dazu. Dabei achten wir stets auf einen nachhaltigen Einsatz der Inserts. Soll heißen: Es werden jährlich nicht ausschließlich die 1000 Neuproduktionen ausgestrahlt. Im Gegenteil: Wir strahlen möglichst viele ältere Inserts aus, um auch einem Wear-Out-Effekt gekonnt entgegenzusteuern.

Die Mainzelmännchen heißen früher wie heute Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen. Gibt es einen, der öfter eingesetzt wurde als andere?

Strauch: Ich hoffe nicht! Schon beim Produktionsauftrag sind wir stets darauf bedacht, dass alle Mainzel-Trickfiguren gleichermaßen zum Einsatz kommen – so dann auch während der Vorauswahl der Inserts, bevor wir sie ins System einpflegen. Es mag sein, dass es den Zuschauer:innen so vorkommt, dass Det am präsentesten sein könnte, jedoch nicht weil er öfter eingesetzt wird. Vielmehr liegt es vermutlich daran, dass man den Chefmainzel am ehesten auf dem Schirm hat. Als ältester und einziger Brillenträger unter ihnen, ist Det sicherlich der bekannteste unter den sechs ZDF-Ehrenmitarbeitern.  

Wer ist denn insgesamt gesehen derzeit alles an der Produktion der Mainzelmännchen-Spots beteiligt? Wie groß ist das Team derzeit und was hat sich in dieser Hinsicht in den 60 Jahren von der Produktion her gesehen am deutlichsten verändert?

Strauch: Alle bisher stattgefundenen Entwicklungsstufen und Veränderungen der Mainzelmännchen begleitet seit dem ersten Tag die Produktionsfirma NFP Animation Film GmbH aus Wiesbaden. Bis zu 30 Personen sind an der Produktion der Inserts beteiligt. Als Vermarkter für die ZDF Werbeinseln verantwortet das ZDF Werbefernsehen die Produktionsleitung der Inserts, Auftraggeber der Inserts ist das ZDF.

So sehen die Mainzelmännchen heute aus.

Es gibt beispielsweise Mainzelmännchen-Münzen, Mainzelmännchen-Briefmarken oder auch Mainzelmännchen T-Shirts. Welches Mainzelmännchen-Produkt kommt denn besonders gut an?

Strauch: Welches nicht? Alles Mainzelige kommt gut bei unseren Zuschauer:innen an – ob bei Groß oder Klein. Doch natürlich gibt es auch die Klassiker unter den Mainzel-Produkten, die seit Jahrzehnten zu den Lieblingsprodukten unter unseren Mainzel-Fans gehören. Ganz vorn im Rennen natürlich: die Mainzelmännchen-Sammlerfiguren. Doch nicht nur: ein weiterer Evergreen sind die Mainzel-Tassen mit Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen. Beide Produkte sind nicht nur beliebte Sammler-Ware, sondern eignen sich auch ideal zum Weiterverschenken. Auch immer hoch im Kurs: die mainzeligen Sonderkollektionen wie beispielsweise die Mainzel-Astronauten-Figuren zu Ehren von Mainzel Conni. 2018 begleitete Conni den deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst im Rahmen der Weltraummission „Horizons“ auf die ISS. Bereits zwei dieser Sonderkollektionen wurden in der Vergangenheit mit dem Promotional Gift Award ausgezeichnet, was wiederum für die Beliebtheit unserer sechs Trickfiguren spricht.

Wäre es denn vorstellbar, dass es eines Tages KI-gesteuerte Mainzelmännchen gibt? Oder hat die Künstliche Intelligenz bereits jetzt in irgendeiner Form bei der Produktion der Mainzelmännchen Einzug gehalten?

Strauch: Der Einsatz der Mainzel-Inserts zu Beginn und Ende eines Werbeblocks sowie zwischen den einzelnen Werbespots wird durch eine Software umgesetzt; die erfolgt aber nicht KI-gestützt. Die Software dient hier zur Unterstützung und soll gewährleisten, dass die Inserts abwechselnd zum Einsatz kommen. Der letzte Schliff, sprich der finale Check, erfolgt wiederum durch Menschen- bzw. Kolleg:innenhand. Natürlich soll hierdurch vermieden werden, dass der eine oder andere Lieblingsinsert der Kolleg:innen häufiger zum Einsatz kommt als andere. Doch weder in der Produktion noch während der Ausstrahlung der Werbetrenner arbeiten wir KI-gestützt. Bis heute werden die kurzen Trickfilme als Handzeichnung zum Teil auf Papier und zum Teil am Tablet angefertigt. Warum dabei keine KI zum Einsatz kommt? Gerade für den Witz und den Charme der ZDF-Ehrenmitarbeiter gibt es keine Algorithmen oder gar Formeln. Dieser Erfindungsreichtum, der nur entsteht, weil so viele Akteure aus verschiedenen Gewerken so eng zusammenarbeiten – stets mit der Frage im Kopf: Ist die Story lustig und holt mich ab? – sorgt eben für ein Schmunzeln in den Gesichtern unserer Zuschauer:innen. Ob das eine KI genau so hinbekommen würde?

Die Mainzelmännchen sind im ZDF überall präsent. In der „heute-show“, in „Wetten, dass..?“ und in den „Mainzelmännchen-News“. Gab es eigentlich jemals die Bestrebung den Erfolg der Mainzelmännchen über die Landesgrenzen hinwegzutragen? Etwas vergleichbares gibt es ja bis heute anderswo nicht?

Strauch: Als einziger TV-Sender im europäischen Raum werden auch die einzelnen Werbespots bis heute durch Inserts voneinander getrennt. Diese Aufgabe übernehmen im ZDF werktäglich bis 20:00 Uhr die Mainzelmännchen. Sie sind so eng mit dem Sender verbunden, dass sie längst zur Marke geworden sind und zum Markenkern des ZDF gehören.

 

ZDF-Werbefernsehen-Geschäftsführer Strauch feierte auch im Rahmen einer Roadshow die Mainzelmännchen. 

Interview: dh

Fotos/Illustration: ZDF Werbefernsehen