Ein Jahr ist es her…

…ja, tatsächlich, fast genau ein Jahr ist vergangen, seitdem die Sky-Mutter Comcast per Bloomberg verkündete, dass man Sky Deutschland für eine Milliarde Euro bereit wäre zu verkaufen. Was damals für Rätselraten einerseits, Aufregung und Spekulation andererseits sorgte, aber nicht für eine Wertsteigerung des Unternehmens, löst jetzt eher ein mattes Lächeln ob der wundersamen Entwicklungen aus. Denn passiert ist zwar seit dem 28. Oktober 2022 einiges, aber wenig bis gar nichts, was für Euphorie gesorgt hat, oder Phantasie ob einer prosperierenden Zukunft auslösen würde. Die deutsche Medienlandschaft ist insgesamt in eine harte Phase der Konsolidierungen eingetreten, und Top-Jobs wurden reihenweise abgeschafft und durch neue Super-CEOs ersetzt.

Im Bertelsmann-Reich macht ein Mann alleine, was vorher immerhin drei CEOs benötigte, beim Content-Provider ProSiebenSat1 gibt es keinen Content-Vorstand mehr, und bei Sky hat man den Deutschland-CEO ebenso erlöst von seinen Management-Qualen wie auch dem Umstand in Unterföhring anwesend sein zu müssen – seinen Job erledigt jetzt der vorherige CFO, dessen bisheriger Job als CFO nicht neu besetzt wurde – und weil man schon in der Konsolidierungslaune ist, wurde die HR-Chefposition auch abgeschafft und der Content-Verantwortlichen gegönnt als zusätzliches Betätigungsfeld. Nun mag es ja vorbildlich sein, dass man endlich bei Personaleinsparungen die C-Level Jobs zuerst abschafft anstelle wie sonst üblich bei den unteren Zehntausend für Kahlschlag zu sorgen.

Aber was wurde damit erreicht, dass man die drei großen deutschen privaten Fernseh-Medienhäuser einer Schrumpfkur unterzogen hat? Richtig, Verluste oder schrumpfende Gewinne sind damit geschrumpft – mit dem Nebeneffekt, daß keiner mehr so richtig Spaß daran zu haben scheint, in dieser früher mal als Spaßindustrie beschriebenen Branche Eigentümer oder Shareholder zu sein. Dabei liegt die Nutzung von „Fernsehen“  weiterhin oder immer noch bei über vier Stunden am Tag, dazu gehören aber wahrscheinlich nicht die Manager von Medienkonzernen. Wenn man an die Innovation und Investitionen von Sky Deutschland denkt, die inzwischen zehn Jahre oder mehr zurückliegen á la Sky Go, dann möge man sich daran erinnern, dass es damals hieß, dass es nie mehr als drei Millionen zahlende Abonnenten in Deutschland gäbe. Diese Zahl wurde genauso pulverisiert wie so ziemlich jede Vorhersage, die auf Umfragen basierte, in denen man uns fragte, wieviel wir für etwas bereit wären zu zahlen.

Heute fällt Sky eher dadurch aus dem Rahmen, dass es seine Kommunikation auf englischsprachige Medien verlagert hat, in denen dann verkündet wird, dass man keine „Originals“ sprich Eigenproduktionen mehr in Auftrag geben wird, mit nahezu slapstickartigen Begründungen. Und indem man weiterhin und noch hartnäckiger aus London heraus alles steuert, was das einstige oder tatsächliche Verkaufsobjekt Sky Deutschland so macht und tun soll. Es scheint nicht nur so, sondern ist es wohl – Geschichte wiederholt sich, die von Innovation und Investition auch, nur wann diese Welle wieder nach oben ausschlägt, das verrät uns die Geschichte (leider) noch nicht, somit heißt es – Durchhalten, Sky Deutschland, und alle anderen auch.

Wolfram Winter ist Chef der Agentur 3Winters.

Foto: Nadine Rupp