Eigentlich dürfte es niemanden verwundern. Top-Führungskräfte hörten ja auch schon in der Vergangenheit mit rund 60 Jahren bei Bertelsmann auf. Da macht nun Thomas Rabe keine Ausnahme. Nur der Zeitpunkt der Bekanntgabe seines kommenden Abgangs dann im Jahr 2026 via „FAZ„, so kurz vor den nicht so überzeugend ausgefallenen Zahlen und der Bilanz-Pressekonferenz, ist da einigermaßen überraschend. Vielleicht hat er damit einfach schon im Vorfeld mögliche aufkommende Spekulationen aus dem Weg geräumt, er werde die Gütersloher vielleicht doch schon früher verlassen.
Doch lassen die Beweggründe und die genannte persönliche Perspektive schon eher aufhorchen. Er wolle „die Konzernwelt verlassen“ und auch keine Aufsichtsratsmandate anstreben: „Ich möchte dann frei sein. Vorstellen kann ich mir allenfalls die eine oder andere unternehmerische Aufgabe, aber eher als Unterstützer und Berater.“ Nach 21 Jahren im Bertelsmann-Vorstand sei es der „richtige Zeitpunkt für neue Impulse – auch für das Unternehmen“. Die früheren Bertelsmann-Vorstände Hartmut Ostrowski oder Gunther Thielen waren da immer anders aufgelegt, nicht nur was, zumindest offiziell, die Zukunftsplanungen anging.
Endlich „frei sein“ – das klingt doch ziemlich auffällig nach der erst gestern veröffentlichten Erzählung seines früheren Bertelsmann-Kollegen Stephan Schäfer, mit dem Sport-Fan Rabe ja eng zusammengearbeitet hat. Und wo ja auch angeblich eine freundschaftliche Verbindung bestanden haben soll. Schäfer beschreibt mit seiner Kunstfigur Karl in seinem Buch ausführlichst, wie ein entschleunigtes, sparsames und freiheitliches Leben aussehen könnte. Selbst die Zweitverwertung von gut abgehangenem Marmorkuchen wird da ja thematisiert („mit Kirschen, Erdbeeren oder Himbeeren“).
Zeitlich gesehen treffen diese Aussteiger-Gedanken nun also aufeinander. Allerdings ist Schäfer noch lange keine 60 Jahre alt. Bei ihm dürfte es interessant werden, ob er überhaupt in die Medienwelt zurückkehrt. (dh)