Teleschau: Schweizer Taschenmesser der Medienbranche

Es ist gar nicht so leicht, die Teleschau in der Landsberger Straße aufzuspüren. Wer die Redaktion finden will, muss beim bekannten Steinway-Haus schon ein wenig nach rechts ums Eck schauen, wie auf unserem Bild zu sehen ist.. Bei einem Vor-Ort-Besuch nimmt uns Alexander Büttner, der gemeinsam mit Kai-Oliver Derks das Unternehmen führt, zur Sicherheit direkt am Eingang in Empfang und führt uns ins erste Stock. Die Ruhe vor der Tür steht dabei in starkem Widerspruch zur Betriebsamkeit im ersten Obergeschoss, wo die Redaktion beheimatet ist. Dort bemerkt der Besucher sofort eine lebhafte Atmosphäre, aus jeder Ecke klackern die Tastaturen, es wird klar: Hier wird richtig was produziert. Trotz all der Hektik geht es in gewisser Hinsicht dennoch entspannter zu als vielleicht anderswo. Der wilde Geist der 90er Jahre, so wie er mal früher in den Journalistenstuben anzutreffen war, scheint hier irgendwie überlebt zu haben. Das fängt schon damit an, dass einem überall Klapperschlangenmann Kurt Russell als überlebensgroßer Filmaufsteller begegnet. Irgendwann haben Derks und Büttner etwas für die Film-DVD beigetragen. Das ist zwar schon länger her, aber der 90er-Jahre-Held Russell ist als guter Geist des Hauses einfach geblieben. 

Teleschau-Chef Kai-Oliver Derks führt die Teleschau schon seit vielen Jahren.

Der Name Teleschau ist in der Medienwelt bekannt, man erwartet eine mediale Komplettversorgung, vielleicht sogar fast alles aus einer Hand. Die Teleschau-Leute versuchen, auf alles eine passende Antwort zu haben. Das schätzen Manager des Süddeutschen Verlags, die hier ebenso einund ausgehen wie die Entscheider von ProsiebenSat.1. Die Fernsehbeilage der „Süddeutschen Zeitung“ wird beispielsweise redaktionell ja schon seit beinahe 20 Jahren betreut. Vielleicht liegt es an diesem langen Atem, die Marke gibt es jetzt schon seit rund 50 Jahren. Der Name „Teleschau“ mag
mittlerweile etwas altbacken rüberkommen, es riecht nach Programmie-Content, letztlich aber ist den Profis bekannt, dass er hier auch um moderne Internet-Dienstleistungen geht. Aber weil es die Teleschau schon so lange gibt, wird auch an dem Markennamen nicht gerüttelt. Immerhin hat man ja mit der angeschlossenen Content-Marketing-Agentur Station 19 noch eine cool klingende Unternehmung am Start, deren Logo mittlerweile auch großflächig in den Räumlichkeiten verteilt ist. 

Marketingchef Gerd Hilber bei einer Strategiesitzung. 

Die Gedanken drehen sich bei den anwesenden Entscheidern immer wieder um Grundsätzliches: die perfekte Content-Performance im Internet. Es wird ausgecheckt, welche Celebrities für große Zugriffe sorgen. Und wo da Google anschlägt und wo eben nicht. Und deswegen wird auch beispielsweise genauestens festgelegt, wann die Zusammenfassung der letzten Lanz-Sendung vorliegen muss, damit die produzierte Geschichte zeitnah ausgespielt werden kann. Das bedeutet in diesem Fall oft Nachtarbeit, weil die Ausstrahlung beim ZDF sehr spät ist, der Text aber fix und fertig am Morgen danach vorliegen muss. Am Teleschau-Standort kehrt genau deswegen selten wahre Ruhe ein, weil auch auf aktuelle Entwicklungen immer reagiert werden muss. Für Redaktionsbesprechungen müssen bei der Teleschau keine Riesentermine gemacht werden. Man setzt sich einfach zusammen. Und weil das vielleicht auch wegen der Unabhängigkeit der Agentur kein großes Problem darstellt, kann „Clap“ sogar kurzfristig einer Mitarbeiterversammlung beiwohnen. Marketingchef Gerd Hilber hat für den späteren Nachmittag eine Präsentation vorbereitet, die den aktuellen Stand der Dinge im Unternehmen zusammenfasst.

Hier hat schon mancher bekannte Gast aus der Medienbranche Platz genommen.

Es ist etwas komplizierter als früher. Denn er musste dafür auch die neuen Mitarbeiter zusammentrommeln, die von der früheren Nürnberger RTV Mediagroup kommen und nun per Videoschalte dabei sind. Seit Oktober letzten Jahres ist ja klar, dass die Münchner ab 2024 auch die TV-Beilagen „Stern TV“ und „SZ Fernsehen“ von „Stern“ und „Süddeutscher Zeitung“ produzieren werden. Und auch der neue Auftrag von der Klambt Mediengruppe, unter anderem für die „Funk Uhr“, muss verarbeitet werden. Das Bedarf nicht nur einer organisatorischen Neujustierung am „Steinway-Haus“. Es müssen auch zwei Unternehmenskulturen zusammengebracht werden. Schritt für Schritt soll das in dem kommenden Monaten passieren. Das wird der manches Mal auch unkonventionell auftretenden Truppe sicherlich gelingen. Kurt Russell wird ein Auge drauf haben.

Vertriebschef Alexander Büttner und sein großes Vorbild.

Aktuelle Facts Teleschau

Produktion: Für Printprodukte in Summe rund 1.200 Seiten pro Monat Als Nachrichtenagentur.

In Summe 690 Content-Stücke pro Monat.

Als Mediendienstleister in Summe 255 Content-Stücke pro Monat.

Content Marketing-Agentur Station 19: In Summe 55 Content-Stücke pro Monat

Jeden Monat verlassen das Unternehmen rund 1.200 Printseiten sowie rund 1.000 Artikel, Slideshows und Videos.