„Stefan Konrad Raab (* 20. Oktober 1966 in Köln) ist ein deutscher Fernseh- und Musikproduzent, Moderator, Sänger und Songwriter“ schreibt Wikipedia. Das ist falsch. Er ist der Produzent des Landes. Ich glaube, er hat auch das Fernsehen erfunden, mindestens aber ProSieben. Jedes Mal, wenn der Star sich auch nur beiläufig erhebt, berichtet die Presse über ihn.
Sie haben es gelesen: Am 14. September kehrt Stefan Raab ins Fernsehen zurück und boxt gegen Regina Halmich. „Der Final Fight – Stefan Raab vs. Regina Halmich“ wird selbstverständlich live übertragen. Nicht bei ProSieben, sondern bei RTL. Aus der Pressemitteilung des Senders geht hervor, dass Elton die Veranstaltung moderieren wird.
Es ist zwar belanglos, aber ein Fest für die Medien. RTL schreibt: „Ex-Profiboxerin Regina Halmich hat vor ihrer Zusage für den Kampf gegen Entertainer Stefan Raab deutlich länger gezögert als bisher bekannt. «Die Wahrheit ist: Es hat drei Wochen gedauert», sagte die 47-Jährige beim Screenforce Day in Düsseldorf über das Match.“ Drei Wochen. Es grenzt ans schier Unfassbare.
Die Spannung ist nicht zu ertragen. Raab mischt auch bei der EM irgendwie mit. Selbst Der Spiegel schafft es nicht, die Füße still zu halten: „Seit Stefan Raab seine mögliche Rückkehr in die Öffentlichkeit angeteasert hat, sind viele Menschen in heller Aufregung. Sie scheinen sich nichts sehnlicher zu wünschen.“ Es ist, als müssten alle deutschen Medien dem armen Stefan helfen, seine Karriere zu schmieden. In Wirklichkeit wünschte man sich eine etwas kritischere Würdigung des Entertainers. Deutsche Medien sind immer kritisch – außer eben bei Raab.
Deshalb drehen wir den Spieß mal um. Und fragen uns, wer wirklich mediale Unterstützung nötig hat. Wer könnte davon profitieren, wenn Spiegel, t-online, RTL und ProSieben, BILD, Stern und Gala, Kölner Stadtanzeiger und Rundschau, selbst FAZ und Zeit einmal nicht Stefan Raab Puderzucker in den Hintern blasen, sondern sie jemand unter die Arme greifen, der ernsthaft Hilfe braucht?
Da fielen mir die öffentlich-rechtlichen Sender ein. Kein Scherz! Sie bemühen sich um seriösen Journalismus. Sind Hüter unserer demokratischen Grundordnung. Sie fördern öffentliche Dispute und lassen jede Seite zu Wort kommen. Und was bekommen sie dafür? Prügel von allen Seiten. Müssen Diskussionen ertragen über ihre Zusammenlegung und Abschaffung. Man wünscht sich die Kritiker in ein Land ohne öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sollen sie doch in der medialen Qualitäts-Diaspora darben.
Oder eine Sendung wie Hart aber fair. Frank Plasberg hatte eine deutsche TV-Ikone aufgebaut. Doch Nachfolger Louis Klamroth gab man nicht die geringste Chance. „Wer ihn für einen schlechten Hart aber fair-Moderator hält, sollte ihn erst einmal in dieser Sendung sehen.“ Was Focus da schreibt, ist noch harmlos. Erfolglos wehrt sich Klamroth gegen massive Kritik an seiner Person. Er hätte Besseres verdient.
Und dann die Printmedien. Sie brauchen dringend Hilfe. Nicht aber Heerscharen von Kollegen, die am Ast sägen, auf dem sie sitzen. Die Zeiten, in denen die Underdogs Unterstützung fanden, sind irgendwann für beendet erklärt worden. Was, werte Medien, stimmt nicht mit euch?
Foto: dh