Relaunch bei „Chip“

Der Publisher Burda Forward lizenzierte im April 2024 die gedruckten Magazine „Chip“ und „Chip Foto-Video“ an Five Monkeys Media aus. In diesem Zuge wechselte der „Chip“-Geschäfts­führer, Andreas Laube, als geschäfts­führender Gesell­schafter zu den Five Monkeys (neue Unternehmenswebsite hier). Josef Reitberger ist seitdem neuer Chip-Herausgeber und Benjamin Lorenz (oben im Bild) wurde neuer Chefredakteur. Letzterer hat das Heft nun redaktionell und grafisch mit dem Five Monkeys-Team überarbeitet. Seit heute liegt das Heft in neuem Stil im Kiosk-Regal. Clap sprach mit Lorenz über seine Vorhaben

Sie wollen Chip nun mit dem Relaunch Ihren eigenen Stempel aufdrücken. Warum war das Ihrer Meinung nach notwendig? 

Lorenz: ‚Chip‘ gibt es seit 1978. In diesen mehr als vier Jahrzehnten hat sich die Technik – und damit auch unser Alltag – massiv verändert. Ich selbst, Jahrgang 1981 und Digital Native, habe den Wandel von den ersten Spielkonsolen bis hin zu modernen Technologien hautnah miterlebt. CHIP ist seit jeher als verlässliche Quelle für Technik-Know-how im Markt erfolgreich. Um diesen journalistischen Führungsanspruch auch für die Zukunft zu gewährleisten, war es nun an der Zeit, die Optik und die inhaltliche Ausrichtung weiterzuentwickeln. Der Relaunch bringt nicht nur frischen Wind in das Design, sondern setzt auch inhaltlich neue Akzente. Wir wollen näher an den aktuellen Bedürfnissen der Leserinnen und Leser sein und gleichzeitig das besondere Lesegefühl eines Printmagazins in einer zunehmend digitalen Welt bewahren. Es geht darum, das Beste aus beiden Welten zu vereinen – die Tradition und Kompetenz von ‚Chip‘ mit den Ansprüchen der modernen Leserschaft.

Chip lag gefühlt in den letzten Jahren immer im gleichen Stil im Zeitschriftenregal. Wie tiefgreifend sind denn die Veränderungen? Was ist erkennbar auf den ersten Blick anders?  

Lorenz: Der Relaunch von ‚Chip‘ ist sowohl optisch als auch inhaltlich deutlich spürbar. Auf den ersten Blick fällt das modernere, frischere Design auf. Federführend war hier unsere erfahrene Art Directorin Stephanie Schönberger am Werk. Wir haben in neue Schriften investiert und viel an der Optik gearbeitet – und damit die visuelle Attraktivität von ‚Chip‘ weiter gesteigert. Aber es geht nicht nur um Äußerlichkeiten. Auch inhaltlich haben wir die Weichen neu gestellt: Die Stimmen der Experten sind jetzt noch präsenter und deutlicher hörbar. Unsere Leserinnen und Leser sollen sofort spüren, dass sie fundierte Meinungen und tiefer gehende Analysen erhalten. Themen wie die Digitalisierung in der Bildung greifen wir in unserer Rubrik „Trends“ auf und fordern etwa die Politik zum schnellen Handeln auf. Insgesamt ist ‚Chip‘ noch zugänglicher und zugleich noch pointierter geworden.

Es gibt wohl ein neues DVD-Konzept. Muss so ein DVD-Konzept überhaupt noch sein? Klingt etwas anachronistisch.  

Lorenz: Auf den ersten Blick mag es tatsächlich anachronistisch wirken, aber wir haben festgestellt, dass es nach wie vor eine große Nachfrage nach – zumindest virtuellen – Datenträgern gibt. Gerade für bestimmte Softwareinstallationen oder Tools ist die virtuelle DVD noch nicht ganz aus der Zeit gefallen. Zudem reichern wir die virtuelle DVD mit Tools und Programmen an, die in den jeweiligen Artikeln vorgestellt oder verwendet werden. Das ist ein klarer Vorteil für unsere Leserinnen und Leser. Darüber hinaus orientiert sich unser neues DVD-Konzept noch stärker an den aktuellen Bedürfnissen und Vorlieben der Nutzer. Wir haben es bewusst schlanker und moderner gestaltet, um es für die Leser so benutzerfreundlich wie möglich zu machen.

Was werden sie denn journalistisch gesehen anders als früher machen? Greift Josef Reitberger noch ins Geschehen ein? 

Lorenz: Josef Reitberger steht uns als Herausgeber weiterhin beratend zur Seite und unterstützt uns bei Bedarf mit seinem unschätzbaren Know-how. Er kennt die Marke ‚Chip‘ wie kaum ein anderer und bleibt ein wichtiger Teil des Teams. Gerade wenn es um strategische Fragen oder besondere inhaltliche Schwerpunkte geht, profitieren wir enorm von seinem Wissen und seiner langjährigen Erfahrung. Auch wenn er nicht mehr ins Tagesgeschäft eingreift, so ist er für uns eine wertvolle Stütze, wenn es darum geht, CHIP auf dem hohen journalistischen Niveau zu halten, das unsere Leserinnen und Leser seit Jahrzehnten schätzen. 

Der Erfolg von ‚Chip‘ ist, dass das Magazin nah dran ist am Leser. Die journalistische Exzellenz ist eine unserer großen Stärken und macht uns besonders. Künftig werden wir unseren Experten deshalb im Blatt noch mehr Raum gönnen. Außerdem legen wir noch mehr Wert darauf, Themen umfassend und tiefgreifend zu analysieren und aufzubereiten. Gleichzeitig machen wir mit dem Relaunch die Gesichter hinter CHIP, also die Redaktion und unsere Experten, noch greifbarer. So verbinden wir fundierte Expertise mit einer klaren Haltung und bieten unseren Lesern einen echten Mehrwert.

Es gibt wohl auch ein verbessertes Papier auf dem gedruckt wird. Werden das die Leser tatsächlich wohlwollend aufnehmen? Manche Verlage sparen genau an dieser Stelle an der Qualität.  

Lorenz: Ja, wir haben uns bewusst für eine verbesserte Papierqualität mit höherer Grammatur entschieden. Auf dem neuen, deutlich weißeren Volumenpapier ist nicht nur die Lesbarkeit verbessert – auch die Bilder wirken noch kontrastreicher und farbintensiver. Ich bin überzeugt, dass unsere Leser die höhere Opazität durchaus zu schätzen wissen. In einer Zeit, in der vieles digital und oft flüchtig konsumiert wird, bietet die gedruckte Ausgabe von ‚Chip‘ ein haptisches Erlebnis, das durch keinen Bildschirm zu ersetzen ist. Das Lesen auf hochwertigem Papier vermittelt ein anderes, intensiveres Gefühl und zeigt, dass wir Wert auf Qualität legen – nicht nur inhaltlich, sondern auch im Look and Feel des Magazins. Schließlich ist ein Printmagazin wie ‚Chip‘ nicht nur eine Informationsquelle, sondern auch ein haptisches Erlebnis, das in Zeiten schnelllebiger digitaler Inhalte etwas Besonderes bietet.

Konnten Sie denn die Auflagenhöhe trotz des Wechsels halten? Und was ist Ihnen wichtiger, der Einzelverkauf oder die Abo-Auflage?

Lorenz: Ja, und nicht nur das – wir konnten die Auflage sogar noch mal deutlich steigern. So hat ‚Chip‘ laut aktueller IVW seinen Einzelverkauf im zweiten Quartal 2024 um 13,4 Prozent auf 8.145 Exemplare gesteigert. Besonders erfreulich ist, dass wir auch bei unserer Abo-Auflage zulegen konnten – und zwar um satte 13,7 Prozent auf 40.166 Exemplare. Natürlich ist der Einzelverkauf auch für ‚Chip‘ wichtig. Die Abo-Auflage aber hat für uns einen besonders hohen Stellenwert, denn sie zeigt die enge Bindung zu unseren Lesern. Diese Leser begleiten uns oft über Jahre, was ja ein Zeichen von Vertrauen und Beständigkeit ist – in der heutigen Medienlandschaft keine Selbstverständlichkeit.

Interview: dh

Fotos: Kouneli Media