Ariane Alter: „Brettspiele könnten im TV funktionieren“

Endlich kommt ein Sender mit frischen Formatideen ums Eck. Mit „Nobody is perfect“ bringt RTLzwei im nächsten Jahr einen Brettspiel-Klassiker aus dem Haus Ravensburger auf den Bildschirm. Moderatorin wird die bereits beim ZDF mit einer Late Night Show aufgefallene und nicht ganz ironiefreie Ariane Alter. Was sie vorhat, verrät sie im exklusiven Clap-Interview.   

Sie werden in der Pressemitteilung als Moderatorin hervorgehoben, die frischen Wind bringen soll. Welche neuen Impulse wollen Sie setzen, um das Format von anderen Comedy-Shows abzuheben? 

Alter: Ich bin schlagfertig, nicht ganz unhumoristisch und liebe unterhaltsames wie verblüffendes Wissen. Perfekt also für „Nobody is Perfect“. Außerdem geht es bei meiner Position darum, die Comedians zu motivieren richtig kreativ zu werden – und dabei die Kandidaten im Auge zu behalten, die schließlich gewinnen wollen. Meine Stärke ist es, die Show locker und spontan zu halten, sodass sie einfach Spaß macht und sowohl Kandidaten als auch Zuschauer begeistert. 

Um Millionen geht es im Vergleich zu anderswo in Ihrer Show nicht. 300 Euro pro richtige Antwort klingt zunächst nicht unattraktiv, aber um die ganz großen Summen geht es nicht. Reicht dieser Betrag aus, um sowohl Kandidaten als auch Zuschauer langfristig zu fesseln?

Alter: In unserer Show stehen Spaß und das Mitraten klar im Vordergrund! Die 300 Euro pro richtiger Antwort machen es spannend genug, aber es geht nicht darum, dass jemand mit dem Jackpot nach Hause geht. Das Ziel ist, die Kandidaten herauszufordern, die Lügengeschichten der Comedians zu durchschauen – und dabei entstehen meistens die lustigsten Momente.

Das Originalspiel lebt ja von der Interaktion zwischen den Mitspielern. Könnte es sein, dass in der TV-Version die Showeinlagen der Prominenten zu sehr im Vordergrund stehen und das eigentliche Spiel in den Hintergrund gerät? Besteht die Gefahr, dass der Reiz des Spiels durch die Inszenierung im Fernsehen verloren geht?

Alter: Der Reiz des Spiels liegt für mich sehr bei den lustigen und kreativen Antworten auf die kruden Fragen. Das ist auch in der Sendung der Fall. Die Balance zwischen allem ist superwichtig. Die Comedians sollen ihre kreativen Einfälle bringen, aber es geht genauso darum, dass die Kandidaten rausfinden, was wahr ist und was nicht. Ich sorge dafür, dass die Kandidaten nicht nur im Hintergrund bleiben, sondern mitten im Geschehen sind.

Es gibt bereits zahlreiche Formate, in denen Prominente humorvoll gegeneinander antreten. Was macht „Nobody is Perfect“ anders oder besser als vergleichbare Shows wie beispielsweise „Wer weiß denn sowas“?

Alter: Bei „Nobody is Perfect“ fühlt man sich an die Gesellschaftsspiele daheim erinnert. Dazu gibt es sehr witzige Menschen, sehr witzige Antworten und immer ein sympathisches Kandidatenpaar, mit dem man mitfiebern kann. Die Kirsche auf der Sahne ist, dass man noch was lernen kann. Erstens wird natürlich Wissen vermittelt, aber auch kann man seine Fähigkeiten in Punkto Körpersprache trainieren, um unseren Comedians vielleicht irgendwann die Lüge an der Nasenspitze anzusehen. Das macht „Nobody is perfect“ aus. Vergleiche zu anderen Sendungen ziehe ich nicht. Ich habe lieber viele unterhaltsame Quizshows als wenige. Es ist wie in einer Familie: Da frage ich mich ja nicht, was ich mit einer Schwester anfangen soll, wenn ich doch schon eine Tante habe. Je mehr desto besser! 

Moderatorin Ariane Alter

Da Ravensburger als Partner involviert ist: Wie viel kreativen Einfluss hat der Spieleverlag auf das Format? Bleiben Sie eng am Originalspiel oder haben Sie größere Freiheiten, um das Spiel für das Fernsehen anzupassen?

Alter: Ravensburger ist natürlich wichtig für uns, aber wir haben schon einiges angepasst, damit es im Fernsehen so richtig lebendig wird. Wir bleiben der Grundidee treu, aber bringen die nötige Flexibilität rein, damit es für die Zuschauer packend und abwechslungsreich bleibt.

Es gibt etliche Brettspiele, die vorher TV-Shows gewesen sind. Beispielsweise gibt es ja mit „The Masked Singer – Das Spiel zur Show“ zu kaufen. Sie gehen einen umgekehrten Weg. Warum kann das Ihrer Meinung nach funktionieren?

Genau dieser Weg macht es doch spannend! Das Brettspiel in ein TV-Format zu verwandeln ist eine coole Herausforderung und zeigt, dass solche Spiele auch auf dem Bildschirm super unterhalten können. „Nobody is Perfect“ lebt vom Witz und der kreativen Energie, und das funktioniert auch vor der Kamera richtig gut. Dabei fühlt sich jeder an seine eigenen Spieleabende erinnert – das ist doch großartig. 

Welche anderen Brettspiele lassen sich Ihrer Meinung nach gut im TV umsetzen? Monopoly? Oder „Mensch ärgere Dich nicht“? Gibt es da noch mehr Potenzial?

Alter: Oh ja, da gibt’s einige! Spiele wie „Tabu“ für schnelle Wortgefechte oder „Cluedo“ für spannende Krimi-Storys könnten im TV super funktionieren. Die Hauptsache ist, dass das Spiel Raum für viel Interaktion bietet – dann kann das auch vor der Kamera richtig spannend sein.

Wie nachhaltig schätzen Sie den Erfolg einer solchen Brettspiel-Adaption grundsätzlich ein?

Alter: Es hängt davon ab, ob die Show die richtige Balance findet. Wenn die Dynamik des Spiels auf den Bildschirm übertragen wird und die Interaktionen spannend und unterhaltsam sind, dann hat so eine Brettspiel-Show definitiv eine gute Chance, langfristig zu funktionieren.

Haben Sie denn selbst schon „Nobody is Perfect“ als Brettspiel durchgespielt? Sind Sie selbst ein Fan von Gesellschaftsspielen?

Alter: Ja, klar. Ich habe das Spiel oft mit meinen Freunden gespielt und liebe daran, dass man nicht nur garantiert einen unterhaltsamen Abend haben wird, sondern einander auch von einer anderen Seite und damit besser kennenlernt. Ich mag Spiele, die die Fantasie anregen und Leute zum Lachen bringen. Es ist toll, dieses Erlebnis jetzt mit einer TV-Show zu verbinden und den Zuschauern das Spiel in einer neuen Form zu präsentieren.

Auf jeden Fall gibt es ja tatsächlich auch das Brettspiel „Genial daneben“, welches ja zuvor als TV-Sendung viele Jahre bei Sat.1 lief. Ist Hugo Egon Balder auch deswegen eine Optimalbesetzung bei „Nobody is Perfect“? Welche Rolle wird er spielen?

Alter: Hugo Egon Balder passt perfekt rein! Er hat ein unglaubliches Gespür für Pointen und bringt die Erfahrung mit, die unsere Show braucht. Mit seinem trockenen Humor und seiner Art eines „Godfather of Comedy“, der er ohne Frage ist, ist er eine echte Bereicherung und perfekt für die Show. Außerdem kann dieser Mann wie kein zweiter seine Lügen klingen lassen wie die reine Wahrheit. Meiner Meinung nach ist er der „Nobody is Perfect“- Endgegner und das macht die Sendung so besonders.

Interview: dh

Fotos: RTLzwei