Es klingt verheerend: „Ich kommentiere wirklich nicht oft unter Kinotrailern. Aber hier kamen mir die Tränen, wegen der KI-Synchro.“ Oder: „Sorry, aber KI-Synchro geht gar nicht. Wenn nicht das Geld da ist, richtige Sprecher zu bezahlen, dann soll man es lassen!“ Oder auch: „Wir haben in Deutschland eine der besten – wenn nicht DIE beste – Synchronkulturen weltweit… Wenn das die Zukunft des Kinos sein soll, dann ohne mich.“ Das sind nur einige der Reaktionen unter dem Trailer des vor kurzem angelaufenen Kinofilms „Black Dog“. Aber warum gibt es eigentlich so viel Gegenwind? Besonders hier in Deutschland?
Black Dog ist weltweit der erste mit KI-Audio synchronisierte Film auf der großen Leinwand. Und das sorgt im Sprechermetier und auch beim starken Sprecherverband naturgemäß nicht gerade auf Gegenliebe. Beziehungsweise zu einem Sturm der Entrüstung. Interessanterweise aber kommt die Innovation in diesem Fall nicht aus Amerika. Das Kölner Start-up Audio Innovation Lab GmbH (AIL) hat den Kinofilm vollständig mit KI-Audio synchronisiert. Und hat damit, bislang wenig beachtet von den deutschen Medien, Kino-Geschichte geschrieben.
Die Frage, ob so eine KI-Synchro der Untergang der Filmkultur ist, stellt sich dabei für den Geschäftsführer Stefan Sporn, der früher bei RTL Deutschland gewesen ist, nicht. „Das Original verpflichtet, deshalb sind wir stolz darauf, diesem cineastischen Kunstwerk auch in seiner deutschen Fassung ein Höchstmaß an Authentizität erhalten zu haben – selbst dort, wo es für europäische Ohren ungewöhnlich klingt. Um das zu schaffen, haben wir gemeinsam mit dem Verleih auf KI-Audio und synthetische Stimmen gesetzt.“ Trotzdem bleibe der Mensch der Schlüssel zum Erfolg sagt Sporn, der auch Gründer des Unternehmens ist. Schließlich sei am Entstehungsprozess eine Vielzahl von Kreativen beteiligt gewesen, darunter auch SprecherInnen“.
Das Ergebnis klingt, wie auch im Trailer zu hören ist, auf jeden Fall viel echter, als der ein oder andere glaubt. Von echten Stimmen ist das Ergebnis, insbesondere, wenn man nicht weiß, dass sie von einer KI gemacht sind, kaum zu unterscheiden. Jetzt bleibt abzuwarten, an welchen Stellen im Kinogenre sich die KI-Stimmen tatsächlich durchsetzen werden. Clap bleibt am Thema dran und bemüht sich um ein Interview mit AIL-Gründer Stefan Sporn. (dh)
Foto: AIL