Bauer stellt „Bravo Girl!“ ein

Nachdem es zunächst so aussah, als sei derzeit bei der Bauer Media Group mit keinen weiteren größeren Maßnahmen hinsichtlich Kostenreduktion bei Zeitschriften zu rechnen, wird doch nun wieder der Rotstift angesetzt. In dieser Woche gab es bereits die News, dass beim Frauenmagazin „Cosmopolitan“ die Erscheinungsweise von zwölf auf zehn Ausgaben pro Jahr reduziert wird. Wie Clap nun erfahren hat, bleibt es nicht dabei, auch bei der „Bravo“-Markenfamilie gibt es Neuigkeiten. Die bekannte und viele Jahre erfolgreiche „Bravo“-Line Extension „Bravo Girl!“ wurde mit der Heftfolge 4 eingestellt.

„Sinkende Vertriebs- und Marketingerlöse in Verbindung mit enorm gestiegenen Papier- und Energiekosten haben dazu geführt, dass die auf die individuellen Bedürfnisse von Mädchen und jungen Frauen ausgerichtete Line Extension nicht mehr wirtschaftlich weitergeführt werden kann“, begründet eine Sprecherin der Bauer Media Group den Schritt gegenüber unserem Medium.

Damit konzentrieren sich die Hamburger zunehmend auf das Kernmagazin der Jugendmarke Bravo, das sich mit der Einstellung von „Bravo Girl!“ deutlich verändern wird. Ab der nächsten Ausgabe 8 (Erscheinungstag: 21. Juni) werden Inhalte des Heftes in das Hauptmagazin integriert. Die Themenbereiche Mode und Beauty, Wellness und Mental Health sollen so bei „Bravo“ ausgebaut werden. Die „Bravo Girl!“-Kampagne „It’s me“, die weitergeführt wird, findet in „Bravo“ künftig mehr Platz.

Mit der Einstellung des Magazins „Bravo Girl!“ geht ein langer und lange Zeit sehr erfolgreicher Weg zu Ende. Die erste Ausgabe erschien bereits 1988, anfangs mit hohen sechsstelligen Auflagen. Das Heft prägte über Jahrzehnte die weiblichen, etwas älteren Teenager. Das ging lange gut, erst 2015 kam der ganz große Bruch. Damals stellte das Medienhaus die Erscheinungsweise von 14-tägig auf monatlich um. Ende 2020 wurde die Heftproduktion dann zusammen mit dem Hauptmagazin „Bravo“ in das Redaktionsbüro Wipperfürth verlagert, um Kosten zu sparen.

Die redaktionelle Produktion erfolgte somit plötzlich nicht mehr inhouse, was zu etlichen Schlagzeilen führte. Ein Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ bemerkte damals speziell zu „Bravo Girl!“: „In einer Welt, in der junge Menschen von politischen Themen längst nicht mehr angeödet sind, sondern sich vielmehr aktiv gegen Sexismus oder Diskriminierung engagieren, wirkte das Heft oft wie aus der Zeit gefallen, etwa mit Tipps und Tricks, wie devote Mädchen süße Boys für sich begeistern können.“ Viel mehr als diese redaktionelle Linie aber wirkte sich sicherlich die zunehmende Sogwirkung und Bedeutung von Plattformen wie TikTok bei der Zeilgruppe auf die Abverkäufe aus.

Laut Bauer Media Group hat die Einstellung des Magazins keine personellen Auswirkungen. Eine andere bekannte „Bravo“-Line Extension, „Bravo Sport“ sei von den getroffenen Maßnahmen zudem nicht betroffen. Eine eigene Website für „Bravo Girl!“ gab es nicht. Nur eine Unterseite von Bravo.de, die sich weiblichen Teeanger-Themen widmete, die aber nun wohl ebenfalls eingestellt werden wird.

Laut IVW 1/2023 betrug die verkaufte Auflage zuletzt noch 30.639 Exemplare. „Bravo Girl“ gehört damit zu den Zeitschriften mit den größten Auflagenverlusten der vergangenen Jahre und Jahrzehnte – die verkaufte Auflage ist seit 1998 um erstaunliche 94,6 Prozent gesunken, was über die Jahre einem Rückgang von rund einer halben Million Exemplaren entspricht. Zwischenzeitliche Relaunches der Zeitschrift, etwa im Mai 2006, brachten keine grundsätzliche Veränderung beim Auflagentrend. (dh)