Kommentar zum WM-Desaster: Unternehmen blenden Schaden aus

Das frühe Ausscheiden der „Mannschaft“ bei der WM-Endrunde in Russland hat nicht nur die deutschen Fans kalt erwischt. Auch in den Marketingabteilungen vieler Unternehmen herrschte an jenem „schwarzen Mittwoch“ Katerstimmung. Mit Millionenbudgets und sehr aufwändig gemachten Kampagnen hatten sich Daimler (Mercedes-Benz), Schüco & Co. für den Werbe-Fight abseits des grünen Rasens aufgestellt. Das meiste davon konnten sie noch am Abend der WM-Pleite der deutschen Elf gegen Südkorea in die Tonne kloppen. Als wäre das nicht genug, wurden zudem Markenprodukte millionenfach Schwarz-Rot-Gold eingefärbt – alles für die Katz! Halb so wild, wiegeln die Unternehmen ab. Denn wie immer, in solchen Momenten, waren die Kampagnenziele ohnehin bereits fast alle erreicht. Ist natürlich Quatsch, aber zumindest konsequent.
 
So wie die DFB-Verantwortlichen die fatale Wirkung von Ilkay Gündoğan und Mesut Özil als Erdoğan-Testimonials nonchalant weggelächelt hatten, so beweisen sich die WM-Werber als Weltmeister im Ausblenden. Die interne Losung lautet: Mund abputzen und weiter. Nach außen hin gilt „business als usual“. Fakt ist: Finanziell war ihr Engagement ein Desaster, und zahlreiche ihrer Werbe-Mietgesichter sind auf Dauer verbrannt – nicht nur für weitere WM-Kampagnen. Es bleibt ein schwacher Trost für all jene Unternehmen, die nicht speziell mit diesem Russland-Event, sondern nur allgemein mit deutschen Insignien geworben hatten: Die nächste WM kommt bestimmt, so viel ist sicher. Und vorher gibt’s ja auch wieder eine EM-Endrunde. Ob
Deutschland dann auch wieder mit von der Partie ist, kann der deutsche Fan aus heutiger Sicht jedoch nur hoffen.
 
Kommentar: Bijan Peymani