Bedrohungen aus Brüssel: Der interne Brief von VDZ-Präsident Thiemann

Corona hat insbesondere der Printbranche geschadet. Das Werbegeschäft läuft nicht berauschend, die Auflagenzahlen gehen vielerorts zurück. Die Events, für zahlreiche Medienhäuser mehr als nur ein Nebengeschäft, wurden größtenteils abgesagt. Nun hat sich VDZ-Präsident Rudolf Thiemann in einem persönlich gehaltenen Brief an seine Mitglieder gewandt. Nur wenige Wochen bevor das große Verleger-Treffen, der VDZ-Publisher’s Summit, stattfinden sollte, aber in diesem Jahr abgesagt wurde. 

In seiner Aussendung, die Clap vorliegt, schreibt er quasi als Ersatz für seine Ansprache in Berlin zu den nächsten Aufgaben im Printgeschäft:

Wir versuchen, die Verkürzung vertraglicher Abonnementlaufzeiten und Bedrohungen des Telefonmarketings durch Brüssel wie Berlin zu verhindern und sind dabei auf gutem Weg. Auch die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie gestaltet sich schwierig und gefährdet Verlagspositionen in der digitalen Welt. Nicht zuletzt kämpfen wir für erträgliche Gestaltungen der deutschen und europäischen Regulierung unserer Websites im Bereich Datenschutz. Auch in die Planungen des europäischen Digital Services Act bringen wir uns nachdrücklich ein. Dabei geht es sowohl um die Frage zusätzlicher Belastungen verlagseigener redaktioneller wie kommerzieller Plattformen als auch darum, ob Europa eine Marktzutrittsregulierung der Megaplattformen wagt, die uns wirklich hilft. 

Auch zur viel diskutierten Neuaufstellung des Verbandes nimmt Thiemann Stellung:

Unseren VDZ trifft diese Krise mitten in einem Prozess der verbandlichen Neuaufstellung. Es geht darum, den VDZ als Interessenvertreter im Sinne aller Mitglieder, insbesondere im medienpolitischen Bereich, noch schlagkräftiger zu machen und seine Strukturen insgesamt zukunftsfest zu gestalten. Deshalb arbeiten die Landes- und Fachverbände gleichermaßen intensiv mit dem Dachverband VDZ an der so notwendigen Strukturreform. Kernelemente werden die Schaffung einer einheitlichen Mitgliedschaft der Verlage in einem schlanken Bundesverband VDZ in Berlin sein, getragen durch einen einheitlichen und fairen Beitrag seiner Mitgliedsunternehmen. In diesem Bundesverband werden die regionalen Bedürfnisse der Mitglieder ebenso wie die gattungsspezifischen Interessen abgebildet sein.

Für das Verlagsgeschäft sind die kommenden Herbstmonate entscheidend, hier wird ein Großteil des Umsatzes erwirtschaftet. Wohl nicht zuletzt deswegen schließt Thiemann mit den Worten: 

Ich wünsche Ihnen allen ein gutes viertes Quartal, das die Geschäfte anziehen und wir bei Gelegenheit auch persönlich miteinander sprechen können.

Text: dh

Foto: Alexander von Spreti