G+J und RTL: Wie digital wird Bertelsmann?

„Bertelsmann muss eigene Antworten finden auf den Wettbewerb mit den globalen Tech-Plattformen. Alleine und auf sich gestellt werden unsere Geschäfte in diesem Wettbewerb langfristig kaum bestehen“. Diese Worte von Thomas Rabe im Intranet muss sich der interessierte Medienbeobachter noch einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Die spektakuläre Wortmeldung vom Bertelsmann-Chef lässt die Medienbranche zunächst mit vielen Fragezeichen zurück. Arbeiten Oliver Radtke und Stephan Schäfer im Hintergrund an einer neuen Suchmaschine á la Fireball? Wohl kaum. Sicherlich erwartet der Bertelsmann-Chef nicht, dass die Leute von G+J und der RTL Mediengruppe nun plötzlich zu Tech-Pionieren werden. Vielmehr deutet dieser Hinweis daraufhin, dass sich die Medienunternehmungen von Bertelsmann in der Zukunft wandeln werden in eine deutlich digitalere Richtung. Womöglich mit Zukäufen und neuem Personal. Ein Nebensatz von Rabe hinsichtlich der Wachstumsstrategie lässt darauf schließen: „Die erforderlichen Mittel dafür stehen bereit.“

Das ist wohl auch ein möglicher Grund, warum es beim G+J-Neubau am Lohsepark noch nicht voran geht. Denn es wird doch etliche Zeit brauchen, bis der Umwandlungsprozess so richtig in Gang kommt. Erst dann bräuchte es die neuen Kapazitäten, die in unmittelbarer Umgebung des Spiegel Verlags geschaffen werden sollen.

Jedenfalls sind die Gespräche über mögliche Zusammenlegungen bei G+J und der RTL Mediengruppe  offensichtlich in vollem Gange und werden in der nächsten Zeit angeschoben. Das berichten einige Marktkenner. Ein schwieriger Prozess, der in dieser Form seinesgleichen sucht. So gibt es bereits jetzt Gerüchte, wonach die kaufmännischen Bereiche der beiden Medienhäuser zusammengelegt werden sollen. Das könnte schon früher passieren, denn die nötigen Kapazitäten für so einen Schritt seien in Köln vorhanden, berichten mehrere Quellen. Ob das so kommt?  Es war nach außen hin ohrenbetäubend ruhig bei G+J im letzten Jahr, vielleicht sind die Pläne schon weiter gediehen, als das Statement von Rabe vermuten lässt. (dh)