Für große Aufmerksamkeit sorgte Ende letzten Jahres die Übernahme der Zeitschrift „Madame“ durch die Looping Goup von Dominik Wichmann. Chefredakteurin Petra Winter ist seitdem auch Medienunternehmerin, Clap berichtete. Die neue Konstellation scheint jedenfalls bereits einige Früchte zu tragen. Nach der aktuellen IVW-Meldung steht das monatlich erscheinende Frauenmagazin besser da, als noch vor einem Jahr. Warum ein radikaler Neustart nicht vonnöten ist, erklärt Winter im Clap-Interview.
Die neue „Madame“-Titelgeschichte dreht sich um Senta Berger. Der Medienschaffende denkt ja bei ihr immer an ihre Rolle als Mona bei der Mediensatire-Serie „Kir Royal“. Hatten Sie das auch im Hinterkopf als sie die Strecke produziert haben?
Winter: Oh ja, in dieser Rolle hat Senta Berger mir besonders gut gefallen. Sie hat dort Dinge gesagt und getan, die sich viele Frauen ihrer Generation nicht getraut hätten. Trotzdem war sie eine von ihnen, also sehr nahbar. Das ist etwas, was ich generell an ihr mag. Sie hat eine besondere Feinheit und Klasse und gleichzeitig etwas sehr Zupackendes.
Wissen Sie denn, wie lange sie nicht mehr auf dem Cover einer Zeitschrift gewesen Ist?
Winter: Da unser Cover eine Überraschung für sie war, haben wir sie dementsprechend nicht danach gefragt. Meine schnelle (zugegeben oberflächliche) Recherche hat ein „Stern“-Cover von 1966 ergeben als Model für „Mode für den Frühling“.
Die „Madame“ wirkt schon ein wenig erneuert, ein Relaunch ist das aber noch nicht. Kommt dieser denn noch?
Winter: Wir wollen ja, dass unsere Leser*innen sich wohlfühlen in unserem Heft, das sie sehr schätzen. Darum machen und wollen wir keinen Radikalschlag, sondern arbeiten an kontinuierliche Verbesserung und Erneuerung. Die Lese- und Sehgewohnheiten sind heute stark geprägt von Instagram und Pinterest. Print und Social Media beeinflussen sich wechselseitig. Auch im gesamten Markenausbau der „Madame“.
Sie propagieren in letzter Zeit den „sympathischen Luxus“, den sie mit der „Madame“ vermitteln wollen. Finden Sie denn, dass es auch unsympathische Luxusmagazine gibt?
Winter: Sagen wir es mal so – es gibt durchaus unsympathischen Luxus. Unter sympathischem Luxus verstehe ich Dinge und Dienstleistungen mit emotionalem, sinnstiftenden, handwerklichen und nachhaltigem Mehrwert.
Sie konnten bei der aktuellen IVW-Meldung überraschenderweise zulegen gegenüber dem Vorjahresquartal. Hatte Bauer den Druck des Heftes kurz vor dem Verkauf noch einmal zurückgefahren? Oder wie ist das zu erklären?
Winter: Im Gegenteil. Wenn man die Druckauflagen-Statistik anschaut, sieht man, dass das nicht die Ursache ist. Auch Bauer wollte immer eine erfolgreiche „Madame“ machen. Ich glaube, dass wir journalistisch kontinuierlich einfach gute Arbeit machen, die richtigen Themen und Coverfrauen gefunden haben und immer besser darin werden, sie zu finden. Ich denke, dass in einer solch anstrengenden Zeit für uns alle der Sinn für Qualität und das Vertrauen, das Leser*innen in gut gemachte Hefte haben, umso mehr gewachsen ist.
Die Looping Group ist ein „datenbasiertes Brand Publishing House“. An welchen Stellen wird die „Madame“ denn datenbasiert optimiert? Was ist jetzt schon anders als im letzten Jahr?
Winter: Wir profitieren auch in der Analyse unserer Zielgruppe von den Daten-Profis der Looping Group, die mit den unterschiedlichsten Studien und Tools arbeiten, um herauszufinden, was eine Zielgruppe denkt, braucht, mag, wonach sie sich sehnt. Daraus kann man noch erfolgreichere Kommunikation machen.
Schaut denn auch Agenturchef Dominik Wichmann manchmal bei Ihnen vorbei und gibt Hinweise? Oder wie läuft denn die Zusammenarbeit während der Corona-Zeit in der Prannerstraße, dem neuen Sitz der Zeitschrift?
Winter: Dominik und ich haben einen sehr guten und inspirierenden Austausch. Er ist ein wichtiger Grund, warum ich die „Madame“ mit der Looping Group „verheiraten“ wollte und mich auch selbst beteiligt habe. Leider sehen wir uns wegen der Beschränkungen viel zu selten. Das hört hoffentlich bald auf, und dann freuen wir uns, die Prannerstraße auch wirklich als unser neues Office zu nutzen.
Interview: dh
Foto: Verlag