Seit er das Werbetestimonial Nummer 1 für die SPD geworden ist, ist Olaf Scholz kaum wiederzuerkennen. Die erstaunliche Neupositionierung des Vizekanzlers zur kommenden Bundestagswahl hat Raphael Brinkert mit seiner Agentur BrinkertLück zu verantworten. Wird Brinkert der Kanzlermacher? Clap bat den Werber zu einem Interview.
Es läuft gut für Olaf Scholz. Tag für Tag scheint er sich bei den Umfragewerten weiter nach vorne zu schieben. Gut angekommen in der Kritik ist auch das heute erschienene Scholz-Titelfoto im „SZ-Magazin“ (im Foto oben). Ein bisschen Glück scheint aber auch dabei zu sein, wenn man an so manches Baerbocksche Missgeschick denkt. Und bei der Afghanistan-Krise hat man nicht als erstes den Vize-Kanzler im Sinn. Sind Sie froh, dass Ihr Kandidat nicht gerade Außenminister ist?
Brinkert: Ich bin froh, dass der Kanzlerkandidat der SPD Olaf Scholz ist, der mit Respekt und Kompetenz unserem Land als Kanzler dienen möchte.
Die SPD-Kampagne sticht hervor, wenn man Sie mit den Werbeplakaten der anderen Parteien vergleicht. Warum tun sich die anderen Parteien gerade schwer mit eingängigen Motiven?
Brinkert: Wir haben uns gemeinsam mit der SPD klare Gedanken gemacht, wo und wie die Plakate wirken sollen: Nicht am Computer oder in geschlossenen Räumen oder Fokusgruppen, sondern in der Realität: Im direkten Wettbewerb mit unzähligen Botschaften und Schildern an Straßen und Laternen. Gemeinsam mit dem Team um Lars Klingbeil auf Seiten der SPD und Theresa Gramckow auf Seiten der Agentur haben wir einen Look entwickelt, der Orientierung und Wiedererkennung verspricht und sich klar zu Partei und Person bekennt.
Welches Scholz-Kampagnenmotiv läuft denn bis jetzt am Besten? Die Clap-Redaktion hat sich vor allem die Amazon-Stichelei gemerkt.
Mein Favorit erscheint am 26.8. in der „Emma“, aber Sie haben Recht: Das Amazon-Motiv zur globalen Steuergerechtigkeit hat viele Bürger angesprochen, gleiches gilt auch für unsere Impfkampagne auf Mallorca oder die Matroschka-Spots.
Sie waren mal bei Jung von Matt. Haben Sie Feedback von den Ex-Kollegen bekommen?
Jean-Remy von Matt hat mir geschrieben und uns zu der Kampagne gratuliert.
Das Wahlkampfbudget der Bundes-SPD liegt bei 15 Millionen Euro, 40 Prozent weniger als bei der letzten Bundestagswahl. Merkt man bis jetzt kaum, die SPD wirkt sehr präsent auf Deutschlands Straßen. Wie konnten Sie den Etatausfall kompensieren?
Unsere interne Zielsetzung war, dass jedes Plakat die doppelte Werbewirkung erzeugen sollte. Mit dem radikalen Look und der starken Nutzung des SPD-rot fühlen wir uns sehr bestätigt. Die Plakate wirken und fallen auf.
Sie sollen der Kanzlermacher der SPD sein. „Ein Höllenjob“, schrieb die Welt. Empfinden Sie das auch so?
Brinkert: Ich empfinde es als Ehre und Verantwortung zugleich. Und mit den Teams der SPD macht es neben der intensiven Arbeit extrem viel Spaß.
Interview: Daniel Häuser
Foto: SZ Magazin, Raphael Brinkert