Klaus Eck: Acht Thesen wie ein Corporate Influencer-Programm garantiert scheitert

Immer mehr Unternehmen setzen auf Corporate Influencer, um darüber ihre Reichweiten und ihre Reputation zu verbessern und um Bewerber anzusprechen. Im deutschsprachigen Raum gibt es rund 1.000 Organisationen, die das Thema für sich entdeckt haben und ihre Mitarbeiter entsprechend schulen.

Dabei stellt sich die Frage, ob überhaupt jedes Unternehmen auf Corporate Influencer setzen sollte. Nicht immer passt die Unternehmenskultur zu einer solchen Strategie. Im neuen Buch von Klaus Eck und Winfried Ebner „Die neue Macht der Corporate Influencer“, das Anfang nächster Woche erscheint, gehen beide der Frage nach, wie eine Ambassador-Strategie  aussehen muss, damit die Mitarbeiter gerne über ihre Unternehmens- und Branchenthemen in Social Media berichten.

Je toxischer eine Unternehmenskultur ist, desto eher scheitern solche Initiativen. Im Buch haben Eck und Ebner acht Tipps für Unternehmen entwickelt, die alles falsch machen wollen. Davon gibt es gar nicht so wenige. Nehmen Sie die „Ratschläge“ aber nicht zu ernst!

Tipp 1: Etablieren Sie klare, mehrstufige Freigabeprozesse!

Wer als Entscheider die Kontrolle behalten will, sollte jedes Posting der Corporate Influencer vorher von sechs Personen gegenlesen und bewerten lassen. Idealerweise lasten Sie damit die Unternehmenskommunikation, Human Ressources und Marketing aus. Lassen Sie sich dabei möglichst viel Zeit, schließlich muss alles umfassend geprüft werden. Rechnen Sie lieber mit einigen Wochen intensiver Prüfung, bevor Sie ein LinkedIn-Beitrag publizieren.

Tipp 2: Entfachen Sie persönlich möglichst viele Strohfeuer!

Machen Sie einfach jeden in Ihrem Unternehmen zu einem Corporate Influencer. Dadurch erzeugen Sie den maximalen Impact für Ihre Organisation und beweisen, wie wichtig Ihre Marke ist. Schließlich haben alle Mitarbeiter viel zu sagen. Je mehr Mitarbeiter als Markenbotschafter aktiv sind, desto besser. Viel bringt viel und führt zu großartigen Ergebnissen in der Reichweite. 

Tipp 3: Einfach schulen und laufen lassen!

Wer braucht schon Pläne oder gar eine Strategie? Spontanität und Authentizität sind wichtiger. Verzichten Sie lieber auf jegliche Content-Strategie beim Aufbau Ihres Programms. Ein kurzes LinkedIn-Training reicht völlig aus, um danach Mitarbeiter in Eigenregie aktiv werden zu lassen. In der Praxis werden die Corporate Influencer schnell selber lernen, worauf es in Social Media wirklich ankommt. Sie sind nur der Ermöglicher, danach soll jeder Ambassador selbst sehen, wie er zurechtkommt.

Tipp 4: Redigieren Sie jeden geplanten Post!

Bevor ein Corporate Influencer etwas veröffentlicht, was Ihnen nicht passt, sollten Sie das Geschriebene genauestens unter die Lupe nehmen. Am besten korrigieren Sie jeden Rechtschreibfehler sofort oder schreiben den kompletten Beitrag einfach um, damit er auch zur Unternehmensbotschaft passt. Sie sind als Kommunikator schließlich Profi, die Corporate Influencer nur Laien, die von Ihnen lernen können. Dadurch können diese nur besser werden.

Tipp 5: Seien Sie kein Vorbild!

Vorstände und Kommunikatoren sollten in Social Media lieber sehr zurückhaltend sein und sich nicht als Vorbilder gerieren. In einem Corporate Influencer Programm braucht es kein Vorbild. Jeder sollte seinen eigenen individuellen Weg finden.

Tipp 6: Vermeiden sie Lob!

Verfahren Sie nach der Methode “Nicht geschimpft, ist genug gelobt” – warum? Ganz einfach: Die Freude an Social Media, die mit der Eigenprofilierung einhergeht, setzt schon genug Endorphine frei. Vermeiden Sie jedes Like und jeden Kommentar online und erwähnen Sie das Corporate Influencer Programm möglichst gar nicht im Unternehmen. Das spricht sich über den berühmten Flurfunk von ganz alleine herum. 

Tipp 7: Denken sie ihre Corporate Influencer-Initiative als Projekt!

Damit niemand überfordert wird, starten Sie Ihre Corporate Influencer Initiative als Projekt. Dieses benötigt einen eindeutigen Start- und Endpunkt. Am besten geben Sie jedem Corporate Influencer im Rahmen des Projektes immer konkrete Themen, über die er oder sie schreiben sollen. Dadurch können Sie garantieren, dass die Unternehmensagenda über die persönlichen Accounts ausgespielt werden. 

Tipp 8: Stellen Sie die Corporate Influencer Tätigkeit als Freizeitaktivität dar!

Social Media macht Spaß und lässt sich nebenher und am Wochenende machen. Wenn Sie als Arbeitgeber schon die Arbeitsmittel in Form eines Rechners bereitstellen, dann kann man auch erwarten, dass Mitarbeiter dieser Tätigkeit in ihrer Freizeit nachgehen. Schließlich haben Corporate Influencer in der Arbeitszeit etwas Wichtigeres zu tun. Wer für sein Unternehmen brennt, wird mit großer Leidenschaft nebenher aktiv. 

Bevor Sie mit Ihrem Corporate Influencer Projekt starten, sollten Sie über unsere Ratschläge nachdenken und genauso annehmen wie die „Ratschläge an einen schlechten Redner“ von Kurt Tucholsky.  

Text: Klaus Eck

Foto: Redline Verlag