Noch weit bevor das Wort „Propaganda“ in den Zeiten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine fast täglich in den Medien gebraucht wurde, plante der Kommunikationsstratege Birand Bingül sein demnächst erscheinendes Buch unter diesem Namen. Es war also schon zu Trumps Zeiten als amerikanischer Präsident in der Mache. Nun ist es hochaktuell. Auch weil der neue FischerAppelt-Mann die aktuellen Ereignisse kurzfristig mit einfließen ließ.
Bingül hat also schon im Jahr 2020 damit angefangen, an diesem „Wahnsinnsthema“, wie er selbst sagt, zu arbeiten. „Die Welt scheint aus den Fugen – und alle rätseln, wie genau und warum eigentlich, das tat ich auch, und ich wollte es besser verstehen. Dann kam auch noch der Angriffskrieg von Putin. Seitdem erleben wir von Russland totalitäre Kriegspropaganda in Reinform und das Thema prägt gerade unsere Zeit“, sagt Bingül zu Clap. Aber Russland dürfe nicht den Blick dafür trüben, dass auch bei uns, nach demselben Konzept, Propaganda betrieben wird. Das sei das Geschäft der sogenannten Populisten und Autoritären, von Trump über Orbán bis zur AfD. Da käme die Polarisierung her, die Angriffe auf die Demokratie. Und häufig verfange die Propaganda auch.
Um was geht es genau? Bingül beobachtete eine zunehmend unversöhnliche und aufgeheizte Rhetorik bei politischen Entscheidungsträgern. Für ihn ein beunruhigender Weckruf. Teil einer Propaganda-Strategie, die den Kollaps des politischen und gesellschaftlichen Dialogs anstreben würde – und damit auf den Kern der liberalen Demokratie zielt. Zum Schutz der Demokratie müsste die Propaganda besser durchschaut, nur so könnten Gegenstrategien entwickelt werden. Für jeden Leser gibt es übrigens Tipps, woran man Propaganda erkennt und wie sich jeder individuell schützen kann vor dem medialen Dauerfeuer der Propagandisten. (dh)
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