Welt der Wunder-Chef Hey: Video-Partnerschaft mit der Bauer Media Group

Hendrik Hey will gerade viel bewegen im deutschen Medien-Business. Seine Content-Plattform Milc hat er zusammen mit einem Metaverse auf den Weg gebracht. Nun baut er auch noch die vorhandene Partnerschaft mit der Bauer Media Group aus, wie er uns vergangene Woche exklusiv auf den Münchner Medientagen erzählt hat. Geplant ist eine umfangreiche Video-Partnerschaft für die Zeitschriften-Websites der Hamburger.

Ich war heute Morgen auf Ihrer Webseite WeltderWunder.de und habe eine wundersame Geschichte gelesen: “Was der Himmel verrät. Wettervorhersage selber machen”. Hat Ihnen der Himmel heute auch schon was verraten?

Hey: Also, ich benutze eine sehr gute Wetter-App, auf die schwöre ich. Das ist sogar eine der wenigen Bezahl-Apps, die ich habe und die ist immer sehr präzise und die sagt: heiter bis wolkig. Kein Regen – also alles gut.

Ich wollte natürlich nur darauf hinaus, dass die Webseite WeltderWunder.de vor gar nicht allzu langer Zeit deutlich ausgebaut worden ist. Es gibt wesentlich mehr Content, besser geordneten Content, wenn ich das mal so zusammenfassen darf. Erzählen Sie doch mal, was sie mit dieser Webseite demnächst noch vorhaben.

Hey: Wir haben haben einen kleinen TV Sender, der ist unabhängig und der hat extrem wenig Geld und entsprechend können wir nicht so agieren wie große News-Sender. Mit unserem  journalistischen Background können wir aber einiges bewegen. Früher war das so ein bisschen ein Service-Portal, jetzt ist es ein eigenständiges Informationsportal.

Mit journalistischen Inhalten.

Hey: Absolut journalistischer Inhalt, und zwar in in der gesamten gesellschaftspolitischen Klaviatur. Das heißt, wir konzentrieren uns da nicht auf Wissen oder Wissenschaft, sondern tatsächlich auf Politik, Alltag, soziales Miteinander und natürlich Zukunft. Alles wird dort reflektiert. Wir haben aber einen Claim…

… „endlich mal was Interessantes.“

Hey: Ja, das ist der Claim für den Sender. Was interessant ist für die Website, ist nicht Glauben, sondern Wissen. Weil wir sagen, es gibt sehr viel, was geschrieben wird, was aber nur einem Zweck folgt. Schnelle Schlagzeile, hoher Traffic. Zwangsweise sind wir Journalisten auch gezwungen, das manchmal zu tun, um Geld zu verdienen. Das brauchen wir aber nicht. Wir sagen, wir müssen hinter der Schlagzeile das Wissen vermitteln, was ein Leser braucht, um sich danach eine Meinung bilden zu können. Und bei der Wissensvermittlung legen wir halt Wert auf Wahrheit. Es ist uns egal, ob wir diese Wahrheit mögen oder nicht.

Online haben sie also ausgebaut in den letzten Monaten. Gleichzeitig haben Sie ihr Engagement in Print reduziert, wenn man das so sagen kann. Die Markenrechte für das „Welt der Wunder“-Magazin sind an die Bauer Media Group gegangen.

Hey: Warum? Weil wir ganz partnerschaftlich und freundschaftlich zusammenarbeiten mit dem Verlag. Die können Print besser als wir. Jetzt unterliegt natürlich das gedruckte Papier einem gewissen wirtschaftlichen Druck, sodass es sich für uns als Lizenzgeber jetzt gar nicht mehr so richtig gelohnt hat. Aber für die Bauer Media Group spielt das noch im großen Konzert der gesamten Verlagswelt. Dann haben wir drüber gesprochen und hielten es beide für eine gute Idee, dass die Hamburger zukünftig das „Welt der Wunder“-Magazin alleine machen. Wir haben denen ja nie reingeredet. Wir werden das trotzdem auch durch Werbezeiten bei uns auf dem Sender weiter unterstützen und sie werden unsere Sachen unterstützen. Es wird ja zum Beispiel eine große Print-Kampagne geben zum Thema der neuen Website und auch zum Thema unserer neuen Social Community-Plattform. Das geht dann durch „TV 14“, „TV Movie“ und die ganzen anderen bekannten Zeitschriften.

Gibt es denn bei der Partnerschaft noch etwas, was Sie weiter ausbauen möchten? Oder bleibt es erstmal auf dem Stand?

Hey: Ja, es geht um das Thema Video. Und wir haben in dieser Hinsicht ganz viel Content für die Hamburger, welchen es bei keinem anderen Verlag schon so gibt. So macht es also natürlich zwangsläufig Sinn, dass diese beiden Partner, die ja schon seit über 15 Jahren zusammenarbeiten, sich hinsetzen und überlegen, wie kann man die Video-Komponente in die Verlagswelt tragen? Das betrifft gar nicht nur das „WdW“-Magazin, sondern auch die Bereiche Bauen, Wohnen oder Lifestyle. Da führen wir jetzt Gespräche und gucken einfach. Können wir bei euch Videos platzieren? Die steigern euren Markwert!

Können Sie vielleicht noch Beispiele nennen, welche Art von Videos das sein können.

Hey: Wir haben alleine in unserem Archiv über 5.000 Gesundheitsthemen, also vom Haarspitzen-Katarrh bis zum Nagel-Fußpilz. Haben wir alles mal gemacht. Vieles ist natürlich auch mit hochwertigen Grafiken gemacht mithilfe von Computeranimationen. Das heißt, wenn jetzt Bauer etwas im Bereich Gesundheit veröffentlicht, können wir diesen Bereich mit extrem viel Video flankieren. Wir haben also viele Themen, die man quasi einem redaktionell geschriebenen Artikel beifügen kann. Beides kann sich ja ergänzen. Da finden wir sehr viele Ansatzpunkte.

Wir haben uns vor rund einem Jahr in Ihrem Büro getroffen und da haben Sie mir das erste Mal von der neuen Content-Plattform erzählt, welche kurz vor dem Launch stand. Damals sagten Sie, das könnte ein „Netflix für Profis“ werden. Würden Sie das weiterhin so bezeichnen?

Hey: Das ist ein Netflix für Profis aber noch viel mehr geworden. Also wir haben angefangen, tatsächlich über einen Profi-Lizenz-Markt nachzudenken, bei dem beispielsweise Produzenten und professionelle Sender leichter Inhalte verkaufen können oder anbieten können. Dann haben wir gesagt: Naja, wenn wir das schon alles digital machen, dann können wir auch den Zuschauer mehr involvieren und haben dazu ein soziales Netzwerk entwickelt. Das hat so das Beste von Facebook, Twitch, Discord oder Telegram alles drin, um zukünftig Kreative mit Konsumenten interagieren zu lassen. Und als drittes haben wir gesagt: Lass uns doch mal was Dreidimensionales machen und weiter entwickelt, es kam Mark Zuckerberg und lobte das Metaverse zum neuen kommenden Standard aus. Wir waren genau auf der gleichen Entwicklungsschiene und das haben wir jetzt auch. Wer jetzt Milc.global besucht, wird ein vollwertiges Metaverse betreten können, das qualitativ um Längen qualitativ besser ist, als das von Zuck. In der Metaverse-Welt gibt es vielleicht fünf oder sechs relevante Spieler und wir sind einer davon.

Jetzt arbeiten Sie an der Plattform schon seit 2017. Das ist jetzt schon eine sehr lange Zeit. Was hat sich denn an den ursprünglichen Planungen verändert? Welche Schwierigkeiten kamen während der ganzen Gestaltungsphase auf?

Hey: Am Anfang war es eine zweidimensionale Welt. Plötzlich kommt eine dreidimensionale hinzu. Das ist noch mal ein ganz neuer technologischer Weg, der da hineinfließt. Aber wir wären ja natürlich blöd, wenn wir jetzt noch einer alten Technologie folgen würden, wenn eine neue schon quasi in der Morgenröte da vor uns steht. Und das hat natürlich dazu geführt, dass wir uns wie alle Entwickler in diesem Bereich damit beschäftigen müssen, was wir da gerade entwickeln mit großen Teams. Also der gesamte IT-Bereich an der Fern-Uni Hagen arbeitet mit uns zusammen. Es gibt ein German-Engineering-Teams und es gibt Entwickler in Belgrad, in Kroatien, in Indien. Wir arbeiten in einem sehr, sehr großen Netzwerk und gelten als eine der führenden Entwicklungs-Communities, um das zu machen. Das, was wir machen, hat vor uns noch keiner gemacht. Und wir müssen uns alle im Moment ausprobieren und den Weg finden. Ich glaube, wir haben eine schöne Interpretation. Und wir haben einen Marktplatz, der nur ein Teil der Welt des gesamten Themenparks ist. Wir haben beispielsweise auch eine Kunstgalerie eröffnet. Da kann jeder Künstler dieser Welt seine Kunst darstellen. Wir werden einen Musikbereich eröffnen. Ein liberales Spotify, wo der Künstler entscheidet, ob er Geld für seinen Song haben haben will oder nicht. Wir werden auch den Gaming Bereich bespielen, als freie Entwickler. Das ist natürlich mehr als am Anfang die Milk-Plattform war, das war ein Content-Handelsplatz. Jetzt ist es eine riesige Media-Infrastruktur geworden.

Ich habe ein Zitat von Ihnen gefunden, welches nicht frei von Pathos ist. Deswegen zitiere ich jetzt mal: “Milk ist ein Ort, an dem sich ungeahnte Welten eröffnen, Produzenten und Broadcaster aufeinandertreffen und bei dem freier Journalismus für jedermann möglich ist.” Deswegen die Frage: Sind sie der Robin Hood der Medienbranche?

Hey: Nein, das sind andere. Ich biete den Sherwood Forest.

Wie hoch ist eigentlich die Eintritts-Barriere für freie Produzenten?

Hey: Ja. Viele TV-Sender Studios lassen hier die Tür zu. Da kannst Du klopfen so lange du willst. Bei uns muss man das nicht. Bring einfach deinen Content rein. Es ist wichtig, dass solche Flächen für freie Produzenten da sind. Wir schauen natürlich, dass wir den Rechtsrahmen halten. Es kommt nichts, was kriminell ist. Aber ansonsten entscheiden wir nicht, welchen Content du machst, sondern der Nutzer entscheidet, ob er diesen Content sehen will oder nicht. Wichtig ist aber auch, dass wir ein Finanzierungsmodell haben. Der Kreative wird an unseren Werbeerlösen beteiligt.

Eine letzte Frage. Sie haben mal von einem Sprint in die Zukunft gesprochen. Wie weit ist dieser Weg, der jetzt noch zu gehen ist, um bei diesem Sprint vorne zu landen, damit Welt der Wunder vorne liegt?

Hey: Es ist schon losgegangen. Wir haben schon ein zweites Metaverse, das ist live. Das ist keine Entwicklung mehr. Für uns ist jetzt dieser Punkt gekommen, dass wir diese Tatsache, dass wir so weit sind, jetzt sehr laut kommunizieren. Also, wir haben jetzt einen Nutzwert und wir wollen natürlich in dem Spiel, nicht als letzter ankommen. Dafür sind wir nicht angetreten.

 

Interview: dh

Fotos: Medientage München/Medien.Bayern