Konstruktive Neuigkeiten: Dass die kommende Sat.1-Nachmittagsshow „Volles Haus!“ ein Großprojekt werden wird, verriet Sat.1-Chefredakteurin Juliane Eßling (im Bild) bereits in unserem Clap-Clubgespräch. Neu ist hingegen, mit welchem bedeutenden Partner das unter anderem redaktionell umgesetzt wird. Zum Start der dreistündigen Nachmittagssendung wird ein neues Format mit Hubert Burda Media umgesetzt. Es ist die erste große Inhalte-Kooperation der beiden Medienunternehmen.
Mit der Sendung, die erstmals im Frühjahr Anfang 2023 ausgestrahlt wird, sollen die Zuschauer live und direkt in die Welt der Stars eintauchen. Dafür wurde nun mit „Bunte“ das erste deutsche People-Magazin ins Boot geholt. Burda und Sat.1 starten mit „Bunte – live“, so wird die Sendung heißen, ein VIP-Fernsehformat, dass es in dieser Sendehäufigkeit so noch nicht gegeben hat. Ein nicht unentscheidender Fakt dabei ist nämlich, dass „Bunte“ damit täglich im TV sichtbar sein wird.
Die neue Form der Zusammenarbeit mit Burda hat deswegen eine strategisch hohe Bedeutung für die Unterföhringer, weil Wettbewerber RTL Deutschland in diesem Jahr mit Gala TV ebenso eine People-Printmarke ins TV gebracht hat. Seit dem 11. Juni gibt es die Sendung immer am Samstag um 17.45 Uhr auf dem Sender RTL. Da plaudert Moderatorin Annika Lau mit Promis und Experten über die Welt der Stars und Royals. Allerdings wird nun – und das dürfte die Kölner aufhorchen lassen – die Printmarke „Bunte“ im direkten Vergleich viel öfter zu sehen sein.
Geplant ist somit in München eine tagesaktuelle Berichterstattung aus der Welt der Prominenten sowie exklusive Insider-News direkt aus der „Bunte“-Redaktion. Außerdem will Sat.1 von der journalistischen Leistung der Burda-Redakteure profitieren, denn es gibt aufwändig aufbereitete Hintergrundberichte und persönliche Star-Talks zu sehen. Dazu werden diese neuesten Schlagzeilen nicht von irgendwem, sondern direkt von der „Bunte“-Chefetage geliefert. Mit ganz vorne dabei sind also Chefredakteur Robert Pölzer, Unterhaltungschefin Stephanie Göttmann-Fuchs und Chefreporterin Christiane Hoffmann. Alle drei ordnen live im Studio das Geschehen ein.
Gilt als neue Promi-Reporterin der Bunten und ist Nachfolgerin von Tanja Mai: Christiane Hoffmann.
Insbesondere Sat.1-Chefredakteurin Juliane Eßling, die von RTL kam, ist im Grunde die richtige Ansprechpartnerin, wenn es um die Übersetzung von Printmarken ins TV geht. Eigentlich ist sie sogar überhaupt DIE Expertin auf diesem Gebiet. Denn sie gestaltete vor vielen Jahren die Verlängerung von Printtiteln wie „Max“, „Fit for Fun“ und später „Bravo TV“ ins lineare Fernsehen. In der Zusammenarbeit mit Produzenten kennt sie sich zudem aus – „Bravo TV“ brachte sie beispielsweise mit MME aus Hamburg zum laufen. Nun aber die Zusammenarbeit mit den Münchnern.
Gerade bei Burda Studios gab es in der jüngeren Vergangenheit einige personelle Veränderungen. Die früheren Protagonisten, Hans Fink und Alexander von Woikowsky, verließen im vergangenen Jahr das Unternehmen. Seit dem zweiten Quartal 2021 sind nunmehr Christian Scholz und Matthias Lange die neuen Geschäftsleiter von Burda Studios. Diese beiden haben nun offensichtlich auch einen Anteil an der neuen Kooperation mit ProSiebenSat.1.
Burda Studio-Chefs: Matthias Lange und Christian Scholz
Ganz neu ist die Kooperation der beiden Partner allerdings nicht. Bereits im Jahr 2018 vereinbarten die örtlich gesehen nahe beieinander gelegenen Medienunternehmen bereits eine Übereinkunft. Die Rede war da bereits von einer Zusammenarbeit bei hochwertigen Inhalten in TV, Print und Digital. Erste Pilotprojekte im Bereich Content hatten ProSiebenSat.1 und Hubert Burda Media daraufhin gestartet, etwa im Umfeld des ProSieben-Formats „Germany’s next Topmodel“ in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift „Harpers Bazaar“.
Auch bekannte Gesichter aus den Redaktionen sollten authentisch in das TV-Format integriert sowie redaktionell in den Print- und Digital-Umfeldern der jeweiligen Titel gespiegelt werden. Passiert ist seitdem gar nicht mal so viel. Eventuell lag es auch daran, dass das Projekt unter anderem von der damaligen Vorständin Sabine Eckhardt angeschoben wurde, diese aber mittlerweile das Unternehmen verlassen hat. Nun also eine neue gemeinsame Offensive der beiden Medienunternehmen, die nun viel ernsthafter und mehr auf den Inhalte-Bereich ausgerichtet zu sein scheint.
Es wäre eine Überraschung, wenn diese nicht genauestens von RTL Deutschland unter die Lupe genommen wird, die ja mit der Integration der Print-G+J-Marken zu kämpfen haben. Aber vielleicht setzt die Konkurrenzsituation ja neue Kräfte frei. Für „Bunte“ ist es jedenfalls nicht die erste Fernsehoffensive. Die gab es bereits Anfang der 2000er Jahre im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit der damaligen Chefredakteurin Patricia Riekel. Und außerdem gibt es bei dem Streaminganbieter Waipu schon seit längerem den Sender Bunte TV.
Fotos: ProSiebenSat.1, Alex von Spreti, Burda