„Rheinische Post“ erhöht Engagement bei Readly

In diesen Tagen wird die Zukunft der Digitalaktivitäten der deutschen Printbranche entschieden. Zumindest ein Teil davon. Denn der marktbeherrschende Magazin-Flatrate-Anbieter Readly könnte demnächst an die schwedische Bonnier Group verkauft werden. Ein Übernahmeangebot läuft seit Dezember, die Stockholmer wollen den Deal möglichst noch im Februar unter Dach und Fach bringen, erst gestern gab es dazu weitere News. Die deutsche Kartellbehörde hat dafür zumindest schon grünes Licht gegeben. Im Zentrum der internationalen Aktivitäten von Readly steht seit langem der deutsche Markt, in dem ein erheblicher Anteil der Erlöse erwirtschaftet werden.

Egal wie es kommt, die digitale Abrufbarkeit von Zeitungen und Zeitschriften auf so einer Plattform wird weiter an Bedeutung gewinnen. Und so baut nun die „Rheinische Post“, die eine der größten deutschen Regionalzeitungen ist, seine Aktivitäten bei Readly deutlich aus. Seit kurzem sind dort die täglichen Ausgaben der Zeitungen sowie die zwei Lokalausgaben der „Rheinischen Post“ in Krefeld und Mönchengladbach digital abrufbar. Im März 2022 hatten die Düsseldorfer zunächst damit begonnen, die Samstagsausgaben der Tageszeitung auf Readly zu veröffentlichen. „In einer sehr vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Verlag haben wir schrittweise auf die Veröffentlichung der Tageszeitungen auf Readly hingearbeitet“, sagt Jan Blender, der als Head of Content bei Readly in der jüngeren Vergangenheit etliche Neuzugänge auch aus dem Zeitschriftenbereich vorweisen kann.

Readly-Content-Manager Jan Blender ist in letzter Zeit recht erfolgreich bei der Aquise von neuen Zeitungen.

Auf Seiten der „Rheinischen Post“ verantwortet die Readly-Entscheidung ein bekannter Name der Medienbranche: Matthias Körner, der früher als Manager lange Jahre bei Funke, Axel Springer und der Bauer Media Group gearbeitet hat und heute Geschäftsführer der Rheinischen Post Medien GmbH ist, sieht in Readly ein wichtiges Zukunftsfeld: „Unser Ziel ist es, unseren Content über unterschiedliche digitale Ausspielkanäle im Markt zu platzieren. Einer davon ist Readly. Wir haben im vergangenen Jahr erste Erfahrungen gesammelt und diese waren für uns positiv“.

Wer zukünftig Eigentümer von Readly ist kann Körner hinsichtlich seines Neuengagements natürlich (fast) egal sein. Allerdings bliebe die Frage zu klären, warum sich die großen deutschen Verlage das Unternehmen im letzten Jahr nicht mal genauer angeschaut haben. Im Zuge der allgemeinen Aktienkrise wurde das schwedische Unternehmen aufgrund der immer geringer werdenden Börsen-Marktkapitalisierung, im Dezember 2022 nur noch rund 20 Millionen Euro, zum Übernahmekandidaten. Aber die Springers, Bauers und Bertelsmänner haben wohl gerade ganz andere Themen im Fokus.

Montage: Readly, Rheinische Post