„Eklat“, „Großer Knall“ oder „Radikaler Schnitt“. Die Meldung zur Abberufung der drei „Bild“-Chefs sorgte gestern für große Schlagzeilen. Doch intern hat diese News eventuell für weit weniger Aufregung gesorgt. Denn die Lösung in dieser Dreier-Konstellation könnte ohnehin nur eine Zwischenlösung gewesen sein. Die Kommunikation dafür war bereits im Oktober 2021 sehr zurückhaltend. Etwas überraschend hingegen ist die Rückkehr von Marion Horn als Vorsitzende der „Bild“-Chefredaktionen.
Doch wie geht es mit den drei bekannten Springer-Köpfen jetzt weiter? Claus Strunz hatte Bild TV von Anfang an mit viel Elan geführt. Er hat täglich versucht seine Mitarbeiter anzutreiben, wie immer wieder berichtet wird. Dass es mit Bild TV nicht wie gewünscht geklappt hat, dürfte ihn persönlich frustriert haben. Doch schon in den letzten Wochen ist es um seine Person recht ruhig geworden.
Am Anfang zeigte er sich bei Bild TV noch persönlich vor der Kamera, zuletzt wirkte er da fast ausschließlich im Hintergrund. Sollte seine Zeit bei Axel Springer nun zu Ende gehen? Falls das der Fall sein sollte, winkt ihm vielleicht ein Management-Job bei einem anderen TV-Sender. Gute Beziehungen hat er ja beispielsweise zu ProSiebenSat.1. Beim TV-Konzern moderierte er beispielsweise die Sendung „Akte“ eine zeitlang. Aber auch bei RTL Deutschland kennt er sich aus. Für den Nachrichtensender ntv moderierte er die Sendung „Grüner Salon“. Das ist aber schon 20 Jahre her. Trotzdem dürfte er mit seiner Erfahrung im deutschen Medienbusiness ein gefragter Mann sein. Wenn Strunz Springer tatsächlich verlassen sollte, wäre das ein Verlust für den Konzern, denn er galt jahrelang als kreativer Kopf und Vordenker.
Der bisherige „Bild“-Chefredakteur Johannes Boie sollte bei seiner Berufung nach der Ära Reichelt für einen neuen, gemäßigteren Kurs beim Boulevardtitel stehen. Im Grunde hat er diese Aufgabe auch erfüllt. Nachdem er nun in jungen Jahren schon ganz oben in der Chefredakteurswelt stand und es bei Springer für ihn nicht mehr in der Karrierleiter weiter nach oben gehen kann, bietet sich für ihn natürlich ein Job bei einer anderen großen Tageszeitung an. Geht er etwa zurück zur „Süddeutschen Zeitung“, wo er seine Karriere begonnen hat? Nach seiner skandalfreien Zeit bei „Bild“ sollte das nicht ausgeschlossen werden.
Und was ist mit Alexandra Würzbach? Für die bisherige „Bild am Sonntag“-Chefredakteurin stellt sich die Lage anders dar, denn sie ist ein echtes Springer-Gewächs. Ihre Karriere begann sie bei der Axel Springer Journalistenschule im Jahr 1990. Danach war sie auf etlichen Positionen bei den Berlinern unterwegs. Ihre Tochter Nele Würzbach wechselte vor einiger Zeit als Moderatorin von Bild TV zu Welt TV. Vielleicht käme auch für sie ein Wechsel zur „Welt“ infrage. Nach außen hin wirkt es bei ihr jedenfalls nicht so, als hätte sie ein gespanntes Verhältnis zur Springer-Geschäftsführung.
Marion Horn könnte nun nach den vielen Personalien wieder für mehr Stabilität bei Springer stehen, da sie schon so viele Jahre alle Höhen und Tiefen im Medienbusiness erlebt hat. Dennoch wirkt die Rückkehr nicht selbstverständlich. Warum? Der neuen „Bild“-Chefin widmete Clap vor Jahren ein ausführliches Portrait, geschrieben von Bijan Peymani. Wer etwas über sie erfahren möchte – bitte hier klicken. Dort steht auch eine mögliche Antwort auf die hier gestellte Frage. (dh)
Fotos: Axel Springer