Vorgestern erschien die letzte Ausgabe der Gruner+Jahr-Zeitschrift „Geo Saison“, die wie zahlreiche andere Titel des Verlags aus Hamburg in diesen Tagen eingestellt wird. Der Geo-Ableger kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, drei Jahrzehnte lang kam das Heft regelmäßig an den Kiosk. Die letzte Ausgabe macht nun keinen Hehl daraus, dass es Abschiedsschmerzen gibt. „Bella Ciao“, heißt es in großformatigen Lettern auf dem Cover und darunter der klare Hinweis: „Die Geo Saison Abschiedsausgabe“. Etwas versteckter steht auch noch hinter dem Logo von „Geo Saison“ das Wort Ende.
Nun meldete sich Meike Kirsch (oben im Foto), die Redaktionsleiterin bei „Geo“ ist, aus dem Anlass recht ausführlich bei LinkedIn zu Wort. Dort sagte sie unter dem letzten Cover: „Das großartigste Reisemagazin Deutschlands war 34 Jahre lang gedruckte Sonne. Und, wie wir zuletzt ganz oft geschrieben bekommen haben, auch: gedrucktes Glück. ‚Man kann überleben ohne Geo Saison, aber will man das? Nein!‘, hat uns eine Leserin gemailt. ‚Will miss you like crazy‘, ein Leser. Mindestens zwei Ehen sind diesem Magazin zu verdanken, außerdem unzählige besondere Erlebnisse und Begegnungen. Und auch für alle anderen Beteiligten können wir sagen: Ja, es war Liebe.“
Mit ihrem Post sorgte sie jedenfalls durchaus für einiges Aufsehen, immerhin gab es rund 100 Kommentare und fast 1.000 Likes. Zu sehen sind da auch etliche Fans, die das Heft künftig vermissen werden. Auf jeden Fall betrieb Kirsch Offboarding mit Stil, ohne anklagenden Tonfall. Eine sehr interessante Meinung hatte in diesem Zusammenhang allerdings noch Berater Ansgar Wiesemann in einem anderen Beitrag auf der Social Media-Plattform.
Er fragte: „Können wir ‚Geo Saison‘ retten? Das war mein erster Gedanke als ich von der Einstellung des Magazins nach der Übernahme von Gruner + Jahr durch RTL erfuhr. Gerade durch den Relaunch mit Markus Wolf hat das Magazin für mich noch einmal gewonnen und einen Generationshift erhalten. Laut Mediadaten hat das Magazin über 41.000 zahlende Kunden. Der derzeitige Heftpreis beträgt im Laden 8 EUR. Wenn ich mal von einem realisierbaren Preis von 4 EUR ausgehe, macht das pro Ausgabe OHNE WERBEEINNAHMEN etwa 160.000 EUR an Einnahmen pro Monat. Ich frage mich, warum wird das Magazin nicht in Eigenregie weitergeführt?“
Das ist tatsächlich ein Thema, das auch auf etlichen Konferenzen, bei denen Clap zuletzt gewesen ist, gerade besprochen wird. Die besten Chancen für eine Weiterführung wurde von einigen Branchenexperten – in der Theorie – noch dem Magazin „Barbara“ aufgrund der relativ starken Leserzahlen eingeräumt. Doch die Macherin selbst scheint daran offensichtlich kein Interesse zu haben. Zumindest ist dazu nichts öffentlich bekannt geworden. (dh)
Fotos: RTL Deutschland