Paid Content Summit: Marion Horn und die TikTokisierung bei „Bild“

Seit Mitte März ist Marion Horn neue Vor­sitzende der Chef­redaktionen der „Bild“-Gruppe. Seitdem zeigt sie sich selten in der Öffentlichkeit, es gab ja auch noch keinen speziellen Grund dafür. Aber das änderte sich jetzt. Beim zehnten Paid Content Summit von Axel Springer war sie in dieser Woche dabei. Und sprach dort auf dem Podium zusammen mit „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt nicht nur über Paid Content, sondern sie verriet auch etwas über ihre zukünftige inhaltliche Strategie. Und die scheint sich bei „Bild“ mit ihr gerade deutlich zu verändern.

Wortwörtlich sagte Horn auf der Konferenz:

„Die Entwicklung geht derzeit sehr schnell. Die Herausforderung besteht darin zu erkennen, wie man eine Geschichte heutzutage erzählen muss. Das verändert sich gerade, auch beim Film. Wir müssen akzeptieren, dass die Leser die Art, Geschichten zu lesen, bereits verändert haben. Wir müssen unsere Geschichten auf eine andere Art und Weise erzählen. Und zwar nicht nur nach dem alten Schema: Überschrift, Bild und Text. Die meisten von uns machen das natürlich so. Ich denke aber, es macht einen Unterschied, wenn wir sehr schnell lernen, wie man Geschichten auch anders erzählt. Und akzeptieren, was wir heute bereits darüber wissen, wie unsere Leser mittlerweile ticken. Und dabei geht es nicht nur um künstliche Intelligenz.“

Akzeptieren, dass sich die Leser verändert haben. Diese Worte haben deswegen Bedeutung, weil wenige Tage zuvor „Bild“ mit Bild Play einen innovativen Video-Feed veröffentlicht hat. Der neue Video-Player ist ganz nach den Vorbildern TikTok und Instagram gemacht. So ist die Rezeption von „Bild“-Videos deutlich komfortabler als bislang möglich. Auf Mobil­geräten werden die Videos im Hoch­format aus allen „Bild“-Ressorts, beispiels­weise über Unfälle, Promis, Sport oder auch Koch­rezepte, gezeigt. Mit einem einfachen Swipe nach oben startet schon der nächste Clip.

Damit ist im Grunde ganz klar, was jetzt bevorstehen könnte: Die Tiktokisierung von journalistischen Inhalten. Ein Move, der gerade auf eine Umsetzung wartet, nicht nur bei „Bild“, nicht nur bei Axel Springer. Bereits jetzt haben bei TikTok verschiedene Sender, wie beispielsweise ZDF Info, sehenswerte Kanäle eingerichtet. Printmedien sind bei der Präsenz auf den genannten Plattformen bislang eher zurückhaltend. Mit Springer als Zugpferd könnte sich das noch ändern.

Marion Horn, Chefredakteurin BILD-Gruppe, Ulf Poschardt, Chefredakteur Welt-Gruppe, im Gespräch mit Fiona Mathewson (Redakteurin Business Insider Deutschland) beim Paid Content Summit.

Fotos: Axel Springer