Das Ende der „Klaukästen“

Sie gehörten jahrzehntelang zum Stadtbild und wurden in den vergangenen Jahren schon erheblich reduziert: die stummen Verkäufer, die insbesondere Boulevardtitel zur einfachen Mitnahme beherbergten. Nun läutet Axel Springer endgültig das Ende der Kästen ein.

Zum 20. November, also schon Anfang übernächster Woche, wird die Bestückung der Bild-Kästen mit „Bild München“ beendet. In Köln wurde schon abgebaut, alle weiteren „Bild“-Städte, wo die Kästen noch existieren, werden wohl folgen. Wie von Axel Springer zu hören ist und dort auch bestätigt wird, will sich das Unternehmen auf den stationären Einzelhandel konzentrieren und die Kosten für die im Volksmund genannten „Klaukästen“ einsparen, die zunehmend unwirtschaftlicher geworden sind. Ein Sprecher: „Wir überprüfen immer wieder unsere Vertriebswege auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Daher werden wir uns zukünftig auch in München auf die Erhältlichkeit von ‚Bild‘ im Einzelhandel konzentrieren.“

Es passt in die „Digital Only“-Strategie von Springer-Chef Mathias Döpfner: Bereits Mitte des Jahres wurde die Haustür-Zustellung von „Bild am Sonntag“ und „Welt am Sonntag“ beendet. Clap berichtete exklusiv. Seit dem 2. Juli gibt es die „BamS“ nur noch an Verkaufs­stellen wie Kiosken, Tank­stellen und Bäckereien. Und natürlich im Einzelhandel. Bei der„Welt am Sonntag“ wurde der Zustellservice ebenfalls Mitte des Jahres eingestellt.

Erneuert wurden die Zeitungsautomaten ohnehin nicht mehr. Viele von ihnen sehen doch mittlerweile recht ramponiert aus. Doch die speziellen Verkaufsstellen, die nun aus der Zeit gefallen sind, haben für viele offensichtlich einen imaginären Wert. So gab es im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland im vergangenen Jahr eine Ausstellung. Der Aktionskünstler HA Schult hatte 150 ausrangierte „Bild“-Zeitungskästen aus Köln übernommen, stattet sie mit neuen „Titelbildern“ seiner weltweit bekannten Kunstaktionen aus und bewahrte so diese Relikte des Print-Zeitalters.

Dem ein oder anderen Leser werden die Kästen fehlen. An den drei Erscheinungstagen 16.11., 17.11. und 18.11. werden deshalb Gutscheine in den Zeitungen, allerdings nur in den „Bild“-Kästen beigelegt, die im Handel eingelöst werden können. Noch gibt es die Kästen in München beispielsweise für die Titel „SZ“, Münchner Merkur“, „Abendzeitung“ und „TZ“. Fraglich ist, wie lange diese noch erhalten bleiben. (dh)

Fotos: dh