Es war ja schon abzusehen, dass noch einiges hochkochen könnte mit dem Verkauf der früheren Gruner + Jahr Zeitschriften. Für einen reibungslosen Übergang war die Ausgangslage auch zu heikel. Insbesondere der Verkauf von „Business Punk“ an die Weimer Media Group erregt derzeit die Gemüter. Der ist zwar erst ein paar Monate her, doch schon jetzt steht der Chef und Gründer des Unternehmens, Wolfram Weimer, schwer in der Kritik. Gleich zwei Mal beschäftigte sich die „Süddeutsche Zeitung“ zuletzt mit dem neuen „Business Punk“-Eigentümer. Angeblich gibt es „undurchsichtige Zustände“. Wie reagiert das Medienunternehmen auf die erneuten Vorwürfe? Was stimmt an der Kritik? Wir haben nochmals bei „Business Punk“-Manager Andreas Struck nachgefragt.
Was ist eigentlich los bei „Business Punk“? Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet binnen weniger Tage mehrmals über Unruhe in der Redaktion. Angeblich wurde ein „Qualitätsversprechen gebrochen“. Was sagen Sie dazu?
Struck: Mit der Übernahme der Marke scheinen wir offenbar die richtige Entscheidung getroffen zu haben, wenn der Wettbewerb uns so intensiv in der Optik hat. Das freut uns. Schade ist, dass die Darstellung die Lage bei ‚Business Punk‘ deutlich verzerrt. Mich überrascht dies, da ich gegenüber der ‚SZ‘ vorab sehr genau über die wahren Umstände des Neuanfangs unterrichtet habe.
Alles falsch, was da berichtet wird? Wie sind denn nun Ihrer Meinung nach die wahren Umstände?
Struck: Wir haben das Magazin im Sommer von Gruner + Jahr übernommen. Das war nicht unsere erste Übernahme in den letzten Jahren und wir hatten uns darauf vorbereitet, dass Mitarbeiter ihre rechtlich zugesicherte Option nutzen, beim ehemaligen Arbeitgeber verbleiben beziehungsweise eine Abfindung mitnehmen zu wollen. So haben wir ein starkes neues Team (aus der WMG-Mannschaft und freien Mitarbeitern) formiert,welches aus der Weimer Media Group-Mannschaft und freien Mitarbeitern besteht.
Die preisgekrönte neue Art-Direktorin Anja Horn ist ja auch für Sie mittlerweile im Einsatz. Aber die ‚Süddeutsche‘ berichtet auch von einer Kündigungswelle nach der Übernahme.
Struck: Seitdem wir das Magazin übernommen haben, hat es keine einzige Kündigung gegeben. Die alten G+J-Mitarbeiter, mit Ausnahme der Redaktionsleitung, haben bereits im August der Übernahme widersprochen.
Sie können sicherlich die Frustration beim ehemaligen G+J-Team auch verstehen. Die haben in den vergangenen Jahren versucht, dort etwas aufzubauen. Stimmt es denn, dass Teile der Alt-Redaktion einen Management-Buy-Out versucht haben und damit nicht erfolgreich waren? Letzendlich scheinen Sie aber das bessere Angebot in den Augen von RTL vorgelegt zu haben. Aber erklären sie sich so die innere Unruhe und die „SZ“-Berichterstattung?
Struck: Das haben wir auch gehört – und manches spricht dafür, dass dies wie beim GJ-Titel ‚Salon‚ geplant war. Dort hatte die Chefredakteurin übernommen. Aber auch diese Vorgänge liegen in der Zeit vor unserer Übernahme. Wir können etwaig nachlaufenden Frust von gescheiterten Mitarbeitern nicht beeinflussen. Wir konzentrieren uns lieber darauf, das Blatt zu stärken, was uns ganz gut gelingt, und neue Arbeitsprozesse zu etablieren.
Was meinen Sie mit „neuen Arbeitsprozessen“? Die SZ-Autorin wirft ‚Business Punk‘ vor, es gebe keine klassische Redaktionsstruktur mehr.
Struck: Es gibt heute eine moderne Redaktionsstruktur. Wir arbeiten viel digitaler, vernetzter und dezentraler als früher. Und wir nutzen die hohe Expertise einer großen Wirtschaftsredaktion, die es bei Weimer Media Group eben gibt. Der große Vorteil unseres Verlages liegt darin, dass wir im Wirtschaftsjournalismus eine starke Mannschaft haben, die nun das Magazin ‚Business Punk‘ qualitativ deutlich stärken kann. Die ‚SZ‘ und womöglich gescheiterte Management-Buy-Outer bemängeln das als Nachteil, aber wir sehen dies als klaren USP und ich bin mir sicher, dass uns das eine oder andere Verlagshaus darum beneidet. Auch bei der ‚SZ‘ wird man in Zukunft irgendwann über vernetzte Redaktionen nachdenken. Natürlich bauen wir zugleich die Redaktion weiter auf, es werden neue Kollegen dazu stoßen, das ist ein Prozess, der nach so einer Übernahme normal ist. Rein rechnerisch kommen wir derzeit auf einen ähnlichen Headcount wie zu RTL-Zeiten. Aber die Abläufe haben sich seit der Übernahme stark geändert. Das Team sitzt nicht mehr mit kompletter Mannschaft in der ortsgebundenen Redaktion zusammen, sondern ist digital vernetzt. Es wäre doch seltsam, wenn gerade eine junge Marke wie Business Punk hier nicht moderne Standards leben sollte. Diese Umstellung ist inzwischen recht gut eingespielt.
Wie laufen die Geschäfte seit der Übernahme? Lässt sich dazu schon etwas sagen, oder ist es dafür noch zu früh?
Struck: Das Magazin hat an Qualität schon sichtbar gewonnen. Und wir sind vom Anzeigen- und Digitalgeschäft angenehm überrascht. Zum einen ist die Ausgabe 5/23 von Lesern wie Anzeigenkunden sehr positiv aufgenommen worden. Sie hatte sogar die beste Buchungslage des Jahres. Die am 9. Dezember erscheinende Ausgabe wird auf diesem Niveau bleiben und für Digital hat es im Oktober und November einen richtigen Umsatzschub gegeben. Auch die wichtigen Herbst-Events der Marke wurden zur absoluten Zufriedenheit der Kunden umgesetzt. Wir schließen das erste Halbjahr nach der Übernahme mit einem guten Ergebnis ab.
Sie gehören zu den wenigen, die bei Print noch ‚long‘ gehen. Von vielen Marktteilnehmern ist gerade eine besondere Zurückhaltung zu spüren. Glauben Sie wirklich an eine Zukunft von Print-Qualitätsjournalismus? Sie haben ja vielleicht noch andere Pläne mit ‚Business Punk“, die über Print hinausgehen.
Struck: Absolut. Wir glauben an die 360 Grad-Marke ‚Business Punk‘ aus Print, Digital und Events. Wir haben den Titel nicht aus reiner Sentimentalität übernommen. Wir sichern uns damit ein kreatives Forum für Qualitätsjournalismus, weil man damit ein gutes Publikum erreicht, Entscheider vernetzen und am Ende auch gutes Geld verdienen kann.
Interview: dh
Foto: Raimond Spekking/ Wikipedia