Das skandinavische Medienunternehmen Viaplay wagt einen größeren Markteintritt nach Deutschland. Bislang gab es dazu nur wenige konkrete Ankündigungen, doch das ändert sich gerade. Es bahnen sich verschiedene Kooperationen mit den öffentlich-rechtlichen Anbietern, mit der Telekom und mit Amazon an. Bekannt ist ja bereits der Export der vielen skandinavischen Krimis (Die Brücke) in den hiesigen TV-Markt. Wie es mit den expansiven Plänen in Deutschland weitergeht hat Clap Vanda Rapti (oben im Foto) gefragt, die bei der Viaplay Group Select und Content-Distribution-Managerin ist.
Wie erfolgt der Einstieg von Viaplay in den deutschen Markt und welche Plattform wird dafür genutzt? Welche wirtschaftlichen Faktoren haben sie zu diesem Schritt bewogen?
Rapti: Der deutsche Markt ist seit jeher der wichtigste Markt für nordische Inhalte außerhalb Skandinaviens. Aus diesem Grund haben wir Koproduktionen und Partnerschaften auf dem Markt, seit wir begonnen haben, Serien und Spielfilme in Auftrag zu geben, sowie Lizenzen und unser B2B-Inhaltskonzept Viaplay Select. Obwohl ein direktes Angebot an den Verbraucher in einem überfüllten Markt für ein spezialisiertes, hochwertiges Inhaltsprodukt keinen Sinn machen würde, baut Viaplay auf unseren Partnerschaften auf und bietet den Verbrauchern mit einem umfassenden Viaplay-SVOD-Kanal die Bandbreite der besten nordischen Geschichten, was ein natürlicher Schritt zur Maximierung des Werts unseres Angebots war.
Welche Inhalte werden im deutschen Angebot von Viaplay verfügbar sein und welche Genres decken diese ab? Was sind die Highlights bei Ihnen?
Rapti: Auf der Website des Prime Video Channels von Viaplay die besten nordischen Serien, Filme und Dokumentationen, die von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, anderen Auftraggebern und Machern der nordischen Region sowie Viaplay Originals handverlesen werden. Zu den beliebtesten Titeln von Viaplay gehören die fesselnde Krimiserie Trom, die auf den malerischen Färöer-Inseln spielt, der actiongeladene Politthriller Furia, das provokante Jugenddrama Threesome (Staffeln 1-2), das True-Crime-Drama The Congregation und das Verhördrama Face to Face (Staffeln 1-3) sowie die bevorstehenden Premieren des polnischen Kriminaldramas Murderesses (1. Februar) und des preisgekrönten Biker-Gang-Dramas Bullshit (10. Februar).
Warum wird Live-Sport im deutschen Angebot von Viaplay nicht enthalten sein? Kommt es vielleicht später noch dazu?
Rapti: Viaplay hat keine Pläne, Sportarten hinzuzufügen oder sich als breiter Sportanbieter auf dem deutschen Markt zu positionieren. Unsere Kernmärkte im Direktvertrieb, in denen wir die stärksten Sportangebote bereitstellen, sind weiterhin die nordischen Länder und die Niederlande.
Welche Strategie verfolgt Viaplay mit der Einführung in Deutschland über die Prime Video Channels von Amazon?
Rapti: Die Einführung von Viaplay als Zusatzabonnement bei Prime Video Channels steht im Einklang mit unserer internationalen Strategie, auf unseren Partnerschaften aufzubauen und den Wert unserer Inhaltsrechte und Kuratierungsstärke zu maximieren. Wir konzentrieren uns auf Märkte, in denen es ein starkes Interesse an unseren Inhalten gibt, und auf Märkte, in denen wir Partner haben, die einen hohen Wert darin sehen, Viaplay in ihr Kundenangebot aufzunehmen.
Wie bewerten Sie die Viaplay-Chancen für den übervollen deutschen Streaming-Markt?
Rapti: Da der Markt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit von Streaming-Diensten überschwemmt wird, die ein breit gefächertes Angebot für die Verbraucher bereithalten, glauben wir, dass ein spezialisierter Dienst, der über etablierte Marktpartner verfügbar ist, sehr ansprechend sein wird. Erstens haben wir eine sehr spezifische DNA in unseren Inhalten, die schon immer vom deutschen Publikum geliebt wurde, aber auch weil diese DNA klar ist. So können sich die Zuschauer, die gerne Serien – von atmosphärischen und spannenden Krimis über provokante und stilvolle Jugendserien bis hin zu preisgekrönten Dramen und fesselnden Dokumentationen – sehen, darauf verlassen, dass sie einen Abend mit garantiert hochwertiger Unterhaltung erleben werden.
Die Programmhighlights Bullshit und Murderesses sind Deutschlandpremieren im Februar für Viaplay.
Readly kommt aus Skandinavien oder auch Spotify. Was macht ein nordeurpäisches Land geschäftlich gesehen anders als ein amerikanisches?
Rapti: Skandinavische Unternehmen haben ein hohes Maß an Innovation und eine geschlossene Front mit einer starken Vision der Verbraucherbedürfnisse bewiesen. Die Antwort von Viaplay auf einen überfüllten Markt mit zahlreichen breit gefächerten Diensten ist das Angebot unserer spezifischen DNA, die erkennbar ist und der die Liebhaber nordischer und anderer starker europäischer Serien und Filme vertrauen können.
Außerdem wird immer deutlicher, dass die Strategie globaler Streaming-Anbieter mit Ursprung in den USA darin besteht, ein breites Angebot zu haben. So kann jeder alles finden – was in der Tat wertvoll ist -, aber das führt auch dazu, dass die Verbraucher lange suchen und zwischen den Angeboten hin und her springen. Daher sehen wir durch unseren Erfolg mit Viaplay auf Prime Video Channels und mit anderen Partnern ein wachsendes globales Publikum, das an spezialisierten Diensten mit einer klaren DNA, die seinem Geschmack entspricht, interessiert ist und diese zu schätzen weiß.
Welche Herausforderungen hat Viaplay aktuell in seinen Kernmärkten und wie beeinflussen diese die Expansionspläne?
Rapti: In unseren Kernmärkten – den nordischen Ländern und den Niederlanden – besteht die Herausforderung in einem überfüllten Markt, in dem wir die erste Wahl für lokales und internationales Fernsehen und die besten Sportinhalte sein wollen.
Im internationalen Bereich verfolgen wir einen anderen Ansatz, indem wir lokale Aggregatoren und Streamer unterstützen – wenn wir Gewissheit über den Wert haben, den wir bringen und im Gegenzug erhalten. Da wir keine Investitionen tätigen oder ein Engagement eingehen, das die Unterstützung der Kernmärkte erfordern würde, sind wir von den Herausforderungen der Kernmärkte nicht betroffen. Wichtig ist auch, dass wir international die besten Inhalte – einschließlich der Kreationen der öffentlich-rechtlichen Sender und unserer Wettbewerber – in den Rest der Welt bringen, nicht nur die von Viaplay Nordics erstellten Inhalte.
Welche langfristigen Ziele verfolgt Viaplay mit seiner Kombination aus Lizenzierung, Koproduktionen und Streaming-Angeboten?
Rapti: In unseren Kernmärkten wollen wir die erste Wahl für ein vertrauenswürdiges, breit gefächertes Angebot an Inhalten für die ganze Familie sein. Auf internationaler Ebene bringen wir das Beste aus unseren Regionen und unsere Stärken ein, indem wir etablierte Partner vor Ort unterstützen und eine klare DNA für die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher haben.
Interview: dh
Fotos: Viaplay