Soll Condé Nast verkauft werden?

In den vergangenen Wochen machte Condé Nast nicht nur national, sondern auch in Spanien und Frankreich mit einer Reihe von Entlassungswellen auf sich aufmerksam. Bekannte Chefredakteure und viele andere Mitarbeiter mussten ihren Hut nehmen, ohne dass ihre Stellen adäquat besetzt worden sind.

Nun spekulieren Fashion United in einem Meinungsstück, dass der Verlag zum Verkauf stehen könnte oder sich mit den aktuellen Umstrukturierungen für eine strategische Fusion oder Kooperation mit einem anderen Unternehmen bereit mache. Laut den Berichten soll Treiber der Entwicklung, und das deckt sich mit den Clap-Recherchen aus der letzten Woche, die Eignerfamilie Newhouse sein.

In der vierten Unternehmer-Generation wollten angeblich viele Mitglieder der Newhouse-Dynastie nicht mehr so stark im Mediengeschäft arbeiten, aber immer noch Geld verdienen. Die Newhouses wären dem Printgeschäft nicht mehr so zugewandt: „Ein kluger Exit für die Familie“, zitiert die „New York Times“ den Insider Thomas Maier, der die Medienunternehmer aus nächster Nähe kennt und aus den Entwicklungen etliche Schlussfolgerungen gezogen hat. Maier ist unter anderem Autor eines Buches über das Newhouse-Imperium („All that Glitters“). Zu den möglichen Käufern könnte laut den Medienberichten der Apple-Konzern gehören, die die Brillanz der Printmagazine angeblich zu schätzen wüssten. Und auch der Mobilfunkriese AT&T wird genannt.

Doch das scheint derzeit noch Zukunftsmusik zu sein. Während in Übersee wohl über viele Dollars verhandelt wird, steht die deutsche Dependance nach dem Weggang der Geschäftsführerin Jessica Peppel-Schulz und einiger anderer Entscheider erstmal recht kopflos da. Und die Mitarbeiter am Oskar-von-Miller-Ring können nur die weitere Entwicklung abwarten und hoffen, dass keine weiteren einschneidenden Veränderungen kommen. Ein Mitarbeiter, dessen befristeter Vertrag ausläuft, sagt am Clap-Telefon: „Mit mir spricht derzeit keiner. Deswegen kann ich auch nicht sagen, wie es demnächst weitergeht.“ (dh)

Foto: Condé Nast