ProSiebenSat.1: Leere Ränge bei der Bilanz-PK

Da war schon mal mehr los: Noch vor einigen Jahren ließen sich die wichtigen Journalisten die Bilanz-Pressekonferenz im P7S1-Headquarter nicht entgehen. Gähnende Leere aber an diesem Donnerstag, als Thomas Ebeling und seine Führungsmannschaft die entscheidenden Kennzahlen des Unternehmens erläuterten. Das Angestellten-Besucher-Verhältnis lag bei geschätzten 50:50, immerhin wurde im verwaisten Rund in der ersten Reihe ein „Handelsblatt“-Redakteur gesichtet.

Klar, das Ganze wird live übertragen. Da kann sich der Berichterstatter den Weg sparen, wenn er nichts Wichtiges zu fragen hat. Die Bilanz-PK aber stand im starken Kontrast zum Entertainment-Haus, das ProSiebenSat.1 so gerne sein möchte. Das Setting konnte abtörnender kaum sein: Sechs Männer und eine Frau quälen sich mit steinerer Miene durch über hundert Powerpoint-Charts – die im Ausdruck für die Journalisten satte 70 Seiten ergeben. Die Wortmeldungen allesamt in steifem Business-Englisch. Inhaltlich nicht direkt unspannend, nur Lebensfreude wollte keine aufkommen.

Der Wirtschaftsjournalist hat im Detail dennoch etwas verpasst. Mit Heidi Stopper hat die Senderfamilie seit 2012 endlich auch eine Frau in der Vorstandsetage. Sie durfte sich präsentieren, aber (noch?) nicht so viel sagen. Als dann endlich Christian Wegner ran durfte, griffen die wenigen anwesenden Journalisten endlich zur Feder. Der Mann, der die strategische Digitalausrichtung verantwortet, nahm auch direkt indirekt Stellung zum Thema der Stunde: Netflix. So behält er sich angeblich Preisanpassungen für Maxdome vor, falls es mit dem Wettbewerb demnächst zu bunt wird. Viel ausführlicher wollte er aber dann auch nicht werden. Alles in allem ein guter Tag, um viele persönliche Gespräche mit den Protagonisten zu führen. Vielleicht entwickelt sich so eine Bilanz-PK ja eher zum Geheimtipp. (dh)

Foto: Daniel Häuser