Koch-Kolumne: „Hau ab, du blöder Toaster!“

Sind Sie schon mal von einem Toaster verfolgt worden? Aber sicher von Air Berlin oder einem Hotel, obwohl Sie längst gebucht haben. Ich könnte Ihnen noch ganz andere Sachen erzählen… von Treppenliften und Kettensägenblättern. Jeder von uns kennt dutzende Beispiele für sinnfreies Stalking, liebevoll Targeting und Retargeting genannt. Eines ist skurriler als das andere.

Erinnern Sie sich noch, als uns die Online-Jünger versprachen, dass jeder nur noch die Werbung zu sehen bekommt, die er sehen mag? Dass die angeblich zielgerichtete Werbung künftig intelligenter und ja, sogar relevanter wird?

Wie ich dieses Wort „relevant“ inzwischen verabscheue. Bekommen haben wir in Wirklichkeit die nervtötendste und dämlichste Reklame, die es in der 130jährigen Werbe-Geschichte je gab. Die schlimmste Werbung ever.

Auf Banner klicke ich nie, außer mal versehentlich. Aber wenn auf Facebook wieder die Reklame für Holz-Armbanduhren und Hörgeräte kommt, dann absichtlich und gern. Weil ich weiß, dass die Bekloppten am anderen Ende dafür bezahlen müssen. Es geschieht ihnen recht. Doch leider verstehen sie meine versteckte Botschaft nicht. Sie machen trotzdem immer weiter…

Schuld am Dilemma ist ja nicht die Software, sondern die No-Brainer, die sie bedienen. Die Onliner haben da etwas gründlich missverstanden. Wir hier draußen an den Geräten sind weder Bots, noch Klickvieh. Wir sind richtige Menschen aus Fleisch und Blut. Und wir möchten auch so behandelt werden.

„Money follows eyeballs“? Das Prinzip hat ausgedient. Es führt nur dazu, dass ihr das Internet mit noch mehr irrelevanter Reklame zumüllt und uns die Augen aus den Höhlen quellen. Ich kann mich gar nicht erinnern, in den Lehrbüchern gelesen zu haben, dass die Werbung uns solange niederstalken soll, bis wir zu willenlosen Kaufrobotern geworden sind. Was eh nie passieren wird – Programmatic hin, Programmatic her.

Wenn nun Agenturchefs behaupten, „Empathie sei keine Führungsqualifikation“, wissen wir, was bei euch alles schief läuft. Aber hier bei uns hat sich seit der Digitalisierung nichts verändert. Wir sind immer noch richtige Menschen. Wir schauen uns gerne traurige Filme mit Opas und Kindern an (müssen aber trotzdem nicht häufiger zu Edeka). Also Leute: money follows passion! Aber bloß nicht mehr eyeballs.

Habt Erbarmen. Hört auf mit dem Verfolgungswahn. Und denkt dran: Werbe-Paranoia kann behandelt werden. Geht zum Media-Doktor. Sonst wünschen wir uns Frau Antje, Klementine und Tilly(„Sie baden gerade Ihre Hände drin“) zurück. Ganz empathisch.

 

Foto: Alexander von Spreti