Fuhst zur Tagesthemen-Regionaloffensive: Reportagen sind keine Streichposten

Die Tagesthemen zeigen ab heute mehr Reportagen aus den einzelnen Regionen Deutschlands. Das neue Format „Tagesthemen mittendrin“ wird im losen Wechsel von jeweils einer der neun ARD-Landesrundfunkanstalten produziert. Wir haben bei Tagesthemen-Chef Helge Fuhst nachgefragt, was die Zuschauer erwartet.

Den Anfang macht nun heute der MDR mit dem Thema Bollstedt in Thüringen. Ein noch breiteres Publikum dürfte die für die Folgewoche (5. Juni, 21.45 Uhr) geplante zweite Ausgabe ansprechen: Nach Clap-Informationen soll dann der Nürburgring im Fokus stehen. Der Sendetermin hätte den Auftakt zu „Rock am Ring“ gebildet, das bundesweit wohl populärste Open-Air-Festival. Corona hatte das Event gekillt, die Eifel-Rocker müssen dieses Jahr zuhause bleiben. Das gilt auch für Motorsport-Fans aus aller Welt, für die der Nürburgring ebenso ein Mekka ist.

 „Tagesthemen mittendrin“ will zeigen, wie die Menschen vor Ort mit der neuen Situation umgehen und welche Folgen das Fernbleiben von Besuchern für die Region hat. SWR-Journalisten sprechen mit Bewohnern, Festival-Veranstaltern und Hotelbetreibern. Helge Fuhst, als Zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell verantwortlich für die „Tagesthemen“, sieht im Gespräch mit Clap in dem Format die Chance, das Verständnis füreinander zu erhöhen und so „unsere Gesellschaft zu stärken“.

Schon bisher hatten Reportagen einen Platz. Bei veränderter News-Lage zählten sie jedoch regelmäßig zu den Streichposten. Dank einer seit Anfang April freitags auf 30 Minuten verdoppelten Sendezeit sollen sie nun fester Bestandteil sein. Ab 7. September kommen montags bis donnerstags zudem fünf Minuten Sendezeit hinzu. „Tagesthemen mittendrin“ soll dann vier Mal pro Woche aus einer Region berichten.

Bereits im Clap-Titelportrait Ende vergangenen Jahres hatte Fuhst angekündigt, es in der Sendung mehr menscheln zu lassen. So wurden in der Folge regelmäßig Gäste in das Studio auf dem NDR-Areal in Hamburg-Lockstedt eingeladen. Mit dem Lockdown wegen der Corona-Pandemie Mitte März war der Ansatz passé. „Seither sind im Nachrichtenhaus keine externen Gäste mehr erlaubt“, bedauert Fuhst.

Nur mit Tim Mälzer gelang am 9. Mai in der von Fuhst selbst moderierten Ausgabe eine Ausnahme. Der TV-Koch war über das praktisch leere Gelände per Seiteneingang ins Studio geschleust worden. Unter Fuhst hat sich das Format, offensichtlich von einer Krise befreit, die Medien festgestellt hatten. Dümpelten die Zuschauerzahlen zuletzt um die Zwei-Millionen-Marke, so erreichen die „Tagesthemen“ heute wieder bis zu drei Millionen Zuschauer.

Text: Bijan Peymani

Foto: ARD