Pryntad will mit Unabhängigkeit und Charme überzeugen

Gibt es bald eine kleine Revolution bei der Buchung von Printanzeigen? Vielleicht. Das neue Unternehmen „Pryntad“ will die digitale Printanzeigenbuchung mit einer unkomplizierten und verlagsunabhängigen Lösung möglich machen. Das Ziel ist ein Marktplatz für gedruckte Anzeigen aus allen Printsegmenten. Ganz vorne mischt auch Mitgründerin Anja Visscher mit, die schon etliche Jahre im Verlagsbusiness an vorderster Front tätig war und Clap für einige Fragen zur Verfügung stand.  

Frau Visscher, Sie sind ja vielen in der Kommunikationsbranche noch als Bauer-Gesamtanzeigenleiterin bekannt. Etliche Jahre war zumindest öffentlich nicht so viel zu hören. Warum waren Sie so zurückhaltend?

Visscher: Ganz im Gegenteil! Ich habe in den letzten Jahren gemeinsam mit meinem Geschäftspartner Philipp Wolde die Agentur 4millions erfolgreich aufgebaut. Wir haben seit dem viele spannende Transformationsprojekte für Verlage realisieren können, von Paid Content-Einführung bis Reorganisation von Vermarktungseinheiten und sind heute zunehmend auch im E-Commerce aktiv. Insofern war ich vielleicht weniger auf den gängigen Branchen-Events, dafür aber umso mehr bei meinen Kunden präsent.

Mir Ihrer Innovation für die Print-Werbevermarktung mit dem Namen Pryntad sind Sie auf jeden Fall wieder stärker in den Blickpunkt gekommen. Erzählen Sie uns doch kurz, wie Sie darauf gekommen sind, einen Marktplatz für Printanzeigen zu gründen. Warum fehlt das?

Visscher: Die Idee für pryntad entstand aus unserem Beratungsgeschäft, bei dem wir einerseits an den zunehmenden Herausforderungen der Printvermarktung arbeiten und andererseits sehr stark digital unterwegs sind. So sind meine beiden Co-Founder (Philipp Wolde und Martin Kaltwasser, wir alle kennen uns aus Bauer-Zeiten) und ich darauf gekommen, digitale Prozesse für die Printvermarktung zu nutzen und einen direkten und einfachen digitalen Buchungsweg für Printanzeigen zu entwickeln.

Wie funktioniert dieser „digitale Buchungsweg“?

Visscher: Dieser beinhaltet, dass Advertiser und Agenturen mit nur wenigen Clicks und ohne erforderliches Print-Media-Knowhow einen Preisvorschlag für bestimmte Anzeigenformate abgeben können und kurzfristig eine Info erhalten, ob ihr Gebot vom Verlag angenommen wird. So spart der Advertiser Zeit und der Verlag erhält Buchungen, ohne dass sein Sales-Team aktiv werden musste. Tatsächlich gibt es so ein Angebot bisher nicht! Unser Ziel ist es, mit dem übergreifenden Marktplatz eine SSP für Print-Inventar bereitzustellen und so die Print-Gattung an Programmatic Advertising anzuschließen. Denn bisher partizipieren viele andere Mediengattungen an dem Geschäft und warum sollte Print die einzige Gattung sein, die nicht programmatisch buchbar ist?

Es gab ja bereits in der Vergangenheit zumindest ähnlich geartete Versuche von Verlagen, einen solchen digitalen Marktplatz für die Einbuchung von Printanzeigen zu etablieren. Warum glauben Sie, dass Sie als unabhängiger Anbieter nun bessere Chancen haben?

Visscher: Zum einen ist „unabhängiger Anbieter“ hier ein ganz wichtiges Stichwort, denn wir sind sicher, dass unsere neutrale Marktposition ein wesentliches Erfolgskriterium ist. Die Publisher können jeweils unabhängig voneinander den Pryntad-Marktplatz als Sales-Kanal nutzen und müssen dazu keine Kooperation mit Wettbewerbern eingehen. Außerdem erhalten sie mit ihrem Inventar auf dem neutralen Marktplatz eine zusätzliche Sichtbarkeit. Für Advertiser und Agenturen liegt der Vorteil darin, dass sie einen publisher-übergreifenden Anlaufpunkt haben, über den sie Printvolumen bequem und zentral buchen können.

Und Sie glauben, der Markt ist in dieser schwierigen Zeit dafür bereit?

Visscher: Der Markt ist reif für unser Angebot: Digitale Buchungsprozesse werden immer etablierter und gleichzeitig sinkt das Printplanungs-Knowhow im Markt. Darüber hinaus führen Kosteneinsparungen in den Verlagen zu eher schrumpfenden als wachsenden Sales-Einheiten. Mit pryntad als zusätzlichem „Einfallstor“ für Print-Werbeerlöse können sich die Sales-Teams effizienter auf den beratungsintensiven Konzept- und Crossmedia-Verkauf konzentrieren.

Die „LVZ“ und die Hamburger „MOPO“ sind schon dabei über Direkt-Deals. Im 4. Quartal, wenn ihr neuer Marktplatz gelauncht wird, wollen Sie dann richtig angreifen?

Visscher: Wir arbeiten bereits seit 2 Jahren intensiv an dem publisher-übergreifenden Marktplatz. Wir planen, im 4. Quartal mit einer Beta-Version live zu gehen, über die wir alle Tageszeitungen Deutschlands buchbar machen können. Magazine und andere Gattungen sollen ab 2021 folgen. Als Markteintrittsstrategie realisieren wir seit Ende 2019 ausgewählte „Einzel-Marktplätze“ (pryntad direct deals) mit verschiedenen Publishern. Neben den beiden oben genannten sind wir gerade ganz frisch mit einer Buchungsseite für die rtv-Kombis live gegangen und bieten damit erstmals ein Angebot an, das für die nationale Vermarktung sehr spannend sein dürfte.

Sie setzen auf Unkompliziertheit bei Ihrer Web-Plattform, im Grunde ist diese noch einfacher zu bedienen als der Facebook-Werbeanzeigenmanager. Glauben Sie, dass es durch Pryntad gelingt, neue Kunden für die Zeitungsverlage zu gewinnen? Also Unternehmen, die sich nicht erst durch lange Mediapreislisten wühlen wollen?

Visscher: Das glauben wir nicht nur, das haben wir bisher auch schon zeigen können! Der Charme von pryntad liegt tatsächlich darin, dass es keine 5 Minuten dauert, einen Preisvorschlag für eine Anzeige abzugeben. Durch unsere Online- und Direktmarketing-Kanäle, die wir gemeinsam mit unseren Partner-Publishern für die direct deals bespielen, führen wir durchaus auch neue Kundenpotenziale an die Titel heran.

Wie sind Sie eigentlich auf den bedeutungsintensiven Namen „Pryntad“ gekommen? Wie wird er denn richtig ausgesprochen?

Visscher: Pryntad steht genau für das was wir verkaufen: Print Ads! Allerdings denken wir Print digital und neu, deshalb haben wir das „i“ durch ein „y“ ersetzt. Und ganz nebenbei gefällt uns die aufsteigende Linie in dem „y“ sehr gut!

Interview: dh

 

Foto: Marius Engels/Pryntad